Kategorie: Sehenswürdigkeiten

Die St. Johannes-Kirche in Kamaj

Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche in Kamaj ist eine der ältesten katholischen Kirchen in ganz Belarus und eine der wenigen, die nie geschlossen und zweckentfremdet wurden, auch nicht während der Sowjetzeit. Möglicherweise ließen die Behörden die Gemeinde gewähren, weil einer ihrer Priester, Pater Henry Bułka, im 2. Weltkrieg einen bekannten Partisanen vor den Deutschen gerettet hatte.

Der Ort Kamaj wird erstmals Anfang des 16. Jahrhunderts als Herrensitz eines Fürsten Gleb Pronski erwähnt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts verkaufte diese Familie ihren Besitz, zu dem auch das Dorf zählte, an die Familie Rudomin-Dusatski. Jan Rudomin-Dusatski ließ von 1603 bis 1606 die steinerne Kirche erbauen. Der Architekt ist unbekannt.

1643 wurde ein Krankenhaus mit knapp zwanzig Betten der Kirche angegliedert. Ursprünglich verfügte sie über ein Haupt- und zwei Seitenschiffe mit Kreuz- und Sterngewölben, doch während des Russisch-Polnischen Krieges (1654-1657) brannte die Kirche nieder, die Gewölbe stürzten ein. Beim Wiederaufbau wurden die Seitenschiffe vollständig abgetragen, und das Mittelschiff wurde mit einem hölzernen Deckenspiegel verkleidet. Erst 1673 wurden die Arbeiten abgeschlossen, und das Gotteshaus konnte neu geweiht werden.

Während des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) beschossen schwedische Truppen das Gebäude und beschädigten es schwer. Einige der Kanonenkugeln sind bis heute in den Mauern sichtbar.

1778 wurde an der Südseite eine Kapelle mit rechteckigem Grundriss angebaut, die auch eine Krypta beherbergte. Im Jahr 1861 wurde die Kirche restauriert und leicht umgestaltet. 2007 wurde einer der Türme durch einen Sturm beschädigt. Die letzte grundlegende Renovierung wurde von 2010 bis 2011 durchgeführt.

Architektonisch zeigt die Kirche Elemente der Verteidigungsarchitektur, der Gotik und der Renaissance. Das Kirchenschiff ist annähernd quadratisch und wird von einer großen halbrunden Apsis und einer kleinen Sakristei flankiert. Die beiden Türme sind 16 Meter hoch und haben einen Durchmesser von über 5 Metern; die Mauern sind bis zu 2 Meter stark. An den Außenseiten des Gebäudes fehlen dekorative Elemente fast völlig, sieht man einmal von den vier bogenförmige Nischen im oberen Teil der Hauptfassade ab.

Der Hauptaltar stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er zeigt Figuren der Apostel Petrus und Paulus sowie eine als wundertätig verehrte Muttergottes-Ikone, die um 1610 in Krakau geschaffen wurde. Die Orgel wurde Ende des 17. Jahrhunderts eingebaut. Ebenfalls beherbergt die Kirche Reliquien der Heiligen Kasimir und Stanislaus, und in der Krypta befinden sich die Grabstätten von Würdenträgern aus der Zeit des Großfürstentums Litauen.

Im Dorf gab es auch eine jüdische Gemeinde, die eine Gebetsschule unterhielt. Alle ortsansässigen Juden wurden während der Zeit der nationalsozialistischen Besatzung deportiert und ermordet.

Heute leben in Kamaj 695 Einwohner.

Das ehemalige Pfarrhaus fungiert heute als Dienstgebäude des örtlichen Forstamtes.

Die St. Nikolauskirche in Tscheressy

Auf einer Wiese am Rande des Dorfes Tscheressy erhebt sich die St. Nikolaus-Kirche, ein in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts im neorussischen Stil errichteter Ziegelbau. Die recht großzügige Anlage besteht aus dem achteckigen Turm auf einer annähernd quadratischen Basis, der Vorhalle (Narthex) und dem Kirchenschiff (Naos), das von einem Zwiebeltürmchen auf achteckiger Basis bekrönt ist. Rückseitig wird die Kirche von einer fünfeckigen Apsis mit beidseits je einem kleinen, rechteckigen Anbau abgeschlossen.

Unweit der Kirche stößt man auf das ehemalige Pfarrhaus – früher Wohnsitz des Gemeindepriesters, in dem auch eine Sonntagsschule untergebracht war. Das Gebäude dient heute mehreren Familien als Wohnhaus.

Die St. Johannes-Kirche in Opsa

Die St. Johannes-Kirche in Opsa ist ein neugotischer Ziegelbau, der 1887 erbaut wurde. Es gab zwei Vorgängerbauten.

Die erste katholische Kirche in Opsa ist bereits für das Jahr 1500 belegt. Dieses frühe hölzerne Kirchengebäude wurde 1768 durch einen – ebenfalls hölzernen – Nachfolgebau ersetzt. 1886 fiel er einem Brand zum Opfer. Noch im selben Jahr begann mit Hilfe von Feliks Witold Broel-Plater (1849-1924), zu dessen Besitzungen das Dorf Opsa gehörte, der Bau einer neuen Kirche. Das bis heute erhaltene Gebäude ist einschiffig mit einer fünfeckigen Apsis mit jeweils einer Sakristei an beiden Seiten. Kirchenschiff und Sakristei haben ein Satteldach, die Apsis ein Walmdach. Das Eingangsportal mit darüberliegender kleiner Rosette, die flankierenden Rundbogenfenster und ein doppeltes Rundbogenfenster verleihen der Hauptfassade eine klare Gliederung. Darüber erhebt sich der Turm mit quadratischem Grundriss und spitzem Walmdach.

Hauptfassade
Seitenportal

1928 zerstörte eine neuerliche Feuersbrunst die Hälfte des Dorfes. Auch die Kirche wurde schwer beschädigt, der Turm und das Kirchendach waren nicht mehr zu retten. Doch mit großem Engagement und unter Hinzuziehung von Ingenieuren aus Vilnius und Warschau wurde die Kirche wiederaufgebaut.

Nach der Besetzung Ostpolens durch die Sowjetunion (1939) konnte die Gemeinde in ihrem Gotteshaus noch bis 1949 Gottesdienste feiern. Dann wurde die Kirche geschlossen und diente fortan als Lagerhaus. Im selben Jahr wurde der letzte Priester, Kazimierz Tomkowicz, vom sowjetischen NKWD verhaftet. Zum Verhängnis wurde ihm seine seelsorgerische Tätigkeit für die Soldaten der polnischen Heimatarmee, die während des 2. Weltkriegs für die Befreiung Polens von den deutschen Besatzern kämpfte und nach dem Einmarsch der Roten Armee ihren Widerstand gegen das kommunistische Regime fortsetzte. Tomkowicz wurde zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, doch der Tod Stalins bewahrte den Geistlichen vor diesem Schicksal. Ab 1955 wirkte er als Gemeindepfarrer in Slobodka bei Braslaw, ab 1961 bis zu seinem Tod (April 1984) in der Gemeinde Wolkaty.

Erst 1990 wurde die Kirche den Gläubigen zurückgegeben und am 21. September desselben Jahres erneut geweiht. Nach einer aufwendigen Restaurierung ist sie heute in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt.

Das Herrenhaus in Opsa

Ganz in der Nähe der Ortschaft Opsa liegt, malerisch am Ufer des gleichnamigen Sees gelegen, ein Herrenhaus, das zwischen 1903 und 1904 von Feliks Witold Broel-Plater (1849-1924) erbaut wurde, der, zusammen mit seiner Frau Elżbieta Potocka (1874-1960), auch der letzte Besitzer von Gut Belmont war.

Der Komplex in Opsa umfasste das eigentliche Herrenhaus, eine Reihe von Neben- und Wirtschaftsgebäuden und den Park. Das Hauptgebäude und einige der angegliederten Bauten sind erhalten geblieben.

Den zentralen, eingeschossigen Gebäudeteil des Gutshauses flankieren zwei zweigeschossige, rustifizierte Risalite. Haupt- und Seitenflügel sowie den zentralen, auf zwei Säulen ruhenden Portikus schützt ein Mansarddach. Die Fensteröffnungen schmücken Pilaster und Gesimse. Die Hauptfassade ist zur Landseite ausgerichtet, an der Gebäuderückseite gab es eine große Terrasse. Von dort führte eine repräsentative Treppe direkt zum Opsa-See.

Das Gutshaus (Hauptfassade) in den 1930-er Jahren. Foto © Anna Ostrowska, radzima.org
Die Terrasse an der Gebäuderückseite in den 1930-er Jahren.
Foto © Anna Ostrowska, radzima.org
Die Treppe zum See in den 1930-er Jahren.
Foto © Anna Ostrowska, radzima.org

Den etwa 6 Hektar große Landschaftspark ließ Feliks Plater mit ausgesuchten Bäumen und Pflanzen anlegen. Lauben, Blumenbeete, steinerne Pflanzkübel und andere dekorative Elemente lockerten das Bild auf.

Äußerlich ein wohlproportioniertes Gebäude im neoklassizistischen Stil, lässt heute jedoch beim Näherkommen der erste Eindruck wenig Gutes vermuten.

Die Fenster und Türen sind mit groben Bretten vernagelt, und das Innere des Hauses erinnert an einen unvollendeten sowjetischen Plattenbau. Wie kam es dazu?

Auch nachdem Herrenhaus und Park vollendet waren, hat Feliks Plater sein Landgut niemals bewohnt, der 1. Weltkrieg verhinderte es. Ab 1915 diente das Gutshaus als Militärkrankenhaus, 1922 erwarb die Republik Polen das Anwesen und richtete 1927 dort eine Landwirtschaftsschule ein. Das Herrenhaus beherbergte nun Klassenräume und Schlafsäle für die Schüler, den Speisesaal, die Schulküche und, im Erdgeschoss des rechten Flügels, die Wohnung des Schulleiters. Fortan wurden angehende Landwirte in moderner Landwirtschaft, Agrartechnologie, Tierzucht und Landgewinnung geschult. Handwerkliche Ausbildungen (zum Schmied, Schlosser, Schreiner u.a.m.) waren ebenfalls Bestandteil des Lehrplans. Der schuleigene landwirtschaftliche Betrieb hatte eine Fläche von 92 Hektar. Schon bald wurde die Schule zu einer der fortschrittlichsten Einrichtungen ihrer Art, die auch ausländische Auszubildende aufnahm.

Die Landwirtschaftsschule zwischen 1920 und 1939. Narodowe Archiwum Cyfrowe, Inv.-Nr. 3/1/0/10/2384
Die Landwirtschaftsschule zwischen 1920 und 1939, Gartenseite, Treppe zum See. Narodowe Archiwum Cyfrowe, Inv.-Nr. 3/1/0/10/2384/2

Das Ende der Landwirtschaftsschule kam 1939. Schon im September war Ostpolen durch die Sowjetunion besetzt worden. Der letzte Rektor der Schule, Bernard Wysłouch (geb. 1903), wurde verhaftet, deportiert und 1940 in Sibirien ermordet, die Schule selbst wurde geschlossen.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten festgelegten Grenzverläufe führten dazu, dass die 1939 von der Sowjetunion besetzten ostpolnischen Gebiete auch nach 1945 sowjetisch blieben. Feliks Platers Gutshaus wurde bis zur Auflösung der Sowjetunion (26.12.1991) als Waisenhaus genutzt. Danach übernahm die Belarussische Gesellschaft der Behinderten (Bjelaruskaje Tawarystwa Inwalidau – sie existiert bis heute) das Landgut. Es sollte in ein Erholungszentrum für Menschen mit Behinderung umgewandelt werden. Im Zuge der Sanierung wurde das Innere vollständig entkernt, bis nur noch die Außenwände standen. Doch der neue Eigentümer konnte den Fortgang der aufwendigen Umbauarbeiten nicht finanzieren, und die Sanierung wurde eingestellt.

Da dieses historische Gebäude nicht das einzige war, das zu verfallen drohte, ermöglichte Anfang der 2010-er Jahre der Staat privaten Investoren, leerstehende historische Gebäude und die dazu gehörenden Grundstücke und Ländereien zu erwerben. So sollten baufällige Gebäude von hohem historischen Wert vor weiterer Zerstörung bewahrt werden.

Im Falle des Herrenhauses in Opsa trat 2012 die Minsker Immobilienfirma Pakodan als aussichtsreicher neuer Eigentümer des gräflichen Anwesens auf den Plan. Man legte ein detailliertes Projekt zur Wiederbelebung des Anwesens vor, das in einen modernen Hotelkomplex verwandelt werden sollte, in eine Nobelherberge in historischer Hülle mitten im Nationalpark Braslawer Seen.

Pakodan gründete eigens für dieses Vorhaben die Firma Usadby i Samki (Herrensitze und Schlösser), die die Umsetzung des Vorhabens bald darauf in Angriff nahm. Ein Geschäftsführer, vier Wachleute und ein Techniker wurden eingestellt, Gebäude und Grundstück befreite man von Unkraut und Unrat, die leeren Fenster- und Türöffnungen des Gutshauses wurden zum Schutz vor der Witterung provisorisch verschlossen. Eine Videoüberwachung wurde installiert, Schautafeln informierten über das Projekt, und in einem Nebengebäude wurden Büros für die Bauleitung eingerichtet.

Geplantes Aussehen des Herrenhauses nach der Sanierung. Quelle: Usadby i zamki

Eine eigens angelegte Informationsseite im Internet illustriert bis heute das ambitionierte Vorhaben in attraktiven virtuellen Ansichten und mit feierlichen Worten: „Hauptaufgabe des Projekts ist die Bewahrung des historischen Erscheinungsbildes des ehemaligen gräflichen Landguts, das zum kulturhistorischen Erbe der Republik Belarus zählt.“

Geplantes Aussehen des Herrenhauses nach der Sanierung (Gartenseite). Quelle: Usadby i zamki

Doch 2014 traten finanzielle Schwierigkeiten auf, und das Projekt kam zum Stillstand. Die Tür zum Büro der Bauleitung umrankten bald wieder Brennnesseln, das Areal wurde von Sträuchern überwuchert. Als einziges sichtbares Relikt des ehrgeizigen Vorhabens blieben zwei für die Bauarbeiter aufgestellte hölzerne Toilettenhäuschen, die noch immer den Haupteingang des Herrenhauses flankieren . Das Gebäude verfiel weiter, doch nun hatten die Behörden nicht einmal mehr das Recht, das Unkraut beseitigen zu lassen, denn das Anwesen samt Ländereien war ja Eigentum der Firma Herrensitze und Schlösser.

Frühere Angestellte des Unternehmens gaben an, Löhne und Gehälter seien nie vollständig ausgezahlt worden, doch ihr ehemaliger Arbeitgeber ist nicht mehr erreichbar. Die Anwohner vermuten, dass die Minsker Firma Pakodan von Anfang an die Absicht gehabt habe, das Architekturdenkmal gewinnbringend weiterzuveräußern, statt es zu restaurieren und ihm neues Leben einzuhauchen.

Wie sieht die Zukunft des gräflichen Anwesens aus? Niemand kann das mit Bestimmtheit sagen. 2017 hat die Bezirksregierung den Investitionsvertrag mit der Firma Herrensitze und Schlösser gekündigt.

Ein Nebengebäude des Gutshauses wird noch von ehemaligen Angestellten der Immobilienfirma Herrensitze und Schlösser bewohnt

Das belarussische Kulturministerium vermerkt: „Die bedeutendsten Denkmäler (…), die unter staatlichem Schutz stehen, sind in der (…) Liste der historischen und kulturellen Werte der Republik Belarus aufgeführt. Ende 2020 sind dies 5598 Objekte. (…) Das Land arbeitet entschlossen daran, sein historisches und kulturelles Erbe zu restaurieren und wiederherzustellen“ (https://president.gov.by/ru/belarus/social/culture/istoriko-kulturnoe-nasledie).

Das Franziskanerkloster in Polozk

Die Anfänge des Polozker Franziskanerklosters gehen auf das Jahr 1628 zurück, als am rechten Ufer der Dwina (Düna) auf den Fundamenten noch älterer Vorgängerbauten die – zunächst hölzernen – Klostergebäude entstanden. 1763 wurde mit dem Bau einer gemauerten Kirche begonnen, die erst zwölf Jahre später vollendet wurde.

1778 kamen weitere, aus Stein gemauerte Gebäude hinzu, die der Unterbringung der Franziskanermönche dienten: zweistöckige Bauten, die den Barockstil des Gotteshauses entlang der Uferstraße fortführten und die bis heute erhalten sind.

Grundriss des Erdgeschosses; aus: Akademie der Wissenschaften der UDSSR (Hg.): Sbor pominkau gistoryi i kultury Belarusi. Wiebskaja Woblaz (Sammlung der historischen und Kultur-Denkmäler von Belarus, Gebiet Witebsk). Minsk 1985, S. 341, Abb. 1843.

Nach der Auflösung des Klosters im Jahr 1833 wurde es der russisch-orthodoxen Kirche überschrieben. Das Wohngebäude des Klosters diente fortan als Sitz für verschiedene Verwaltungseinrichtungen. Die Kirche ersetzte man Ende des 19. Jahrhunderts durch einen Profanbau, der im 2. Weltkrieg vernichtet wurde.

Auch heute beherbergt das erhalten gebliebene Wohngebäude des Franziskanerklosters einige Büros, dient inzwischen jedoch zum Teil auch als Wohnhaus.

Das Jesuitenkolleg in Polozk

Im Jahr 1580 wurde in Polozk, unterstützt vom polnischen König und Großfürsten von Litauen, Stefan Batory (1533-1586), ein Jesuitenkolleg gegründet. Erster Rektor wurde der Jesuitenmönch Peter Skarga (1536-1612).

Die Gebäude des Kollegs sowie die zugehörige Kirche standen zunächst auf einer Insel im Fluss Dwina (Düna). Sie wurden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch einen Brand vernichtet, woraufhin das Kolleg am neuen Standort im Stadtzentrum nahe des (nicht erhaltenen) Oberen Schlosses neu erbaut wurde. Schließlich wurde 1750 ein neues, nun aus Stein gebautes, dreistöckiges Kollegiengebäude errichtet.

Nach der ersten polnischen Teilung (1772) gelangte der östliche Teil des heutigen Belarus, in dem sich auch Polozk befand, ans Russische Reich. Im folgenden Jahr löste Papst Clemens XIV. (1705-1774) den Jesuitenorden auf. Zarin Katharina II. ließ diese Entscheidung nicht umsetzen, da im russisch-orthodoxen Russland die päpstliche Autorität nicht anerkannt war. Auch wollte man die Bildungseinrichtungen, die vom Jesuitenorden betrieben wurden, nicht schließen. Und nicht zuletzt waren für die Katholiken in den ehemals polnischen Territorien, die nach der Teilung dem Russischen Reich zugefallen waren, weiterhin katholische Geistliche als Seelsorger nötig. So bestand das Jesuitenkolleg in Polozk weiter und wurde in Russland geistiges und geistliches Zentrum des Ordens.

Frontansicht des Kollegs. Aus: Juri Tschanturija: Belorusskoje gradostroitelnoje iskusstwo. Srednewekowoje nasledie, renessans, barokko, klassizism w sisteme jewropejskogo sodtschestwa (Die belorussische Stadtbaukunst. Das mittelalterliche Erbe, die Rennaisance, das Barock, der Klassizismus im System der europäischen Baukunst). Minsk 2017, S. 84.

Folgerichtig wurden die Klosteranlagen in den folgenden Jahren um verschiedene Verwaltungs- und Wirtschaftseinrichtungen erweitert. Getreidespeicher, Ställe, eine Remise, eine Bäckerei, eine Räucherei, eine Brauerei, Werkstätten, eine Druckerei und sogar eine Tuchfabrik wurden eingerichtet, ferner gab es eine Apotheke, ein Armenhaus und ein Konzerthaus. Das Kolleg wurde zu einer der reichsten Einrichtungen seiner Art in Belarus. Auch eine Reihe von Gutshöfen und deren Zweigbetrieben gehörten dazu, auf denen insgesamt mehrere tausend Menschen lebten und arbeiteten.

Plan des Jesuitenkollegs. Aus: Juri Tschanturija: Die belorussische Stadtbaukunst (a.a.O.)

Am 12. Januar 1812 wurde das Kolleg von Zar Alexander I. in eine Akademie mit den Rechten einer Universität umgewandelt. Sie bestand acht Jahre lang bis 1820 und war die erste höhere Bildungseinrichtung auf dem Gebiet des heutigen Belarus.

Der Eingang zum Jesuitenkolleg. Aus: Urbański, Antoni: Podzwonne na zgliszczach Litwy i Rusi (Ein Gruß an die Ruinen von Litauen und Russland). Warschau 1928, S. 159.

Als Anfang Februar 1820 der Generalobere des Jesuitenordens, Thaddeusz Brzozowski (geb. 1749) starb, verbannte Zar Alexander I. die Jesuiten aus dem Russischen Reich und löste die Akademie von Polozk auf. Die 60.000 Bände ihrer Bibliothek wurden an verschiedene Lehranstalten im gesamten Russischen Reich verteilt. Zwischen 1831 und 1833 wurden die Klostergebäude zu einer Militärschule für Kadetten umgebaut. Die Kirche wurde russisch-orthodox und dem Hl. Nikolaus geweiht.

In den darauffolgenden gut einhundert Jahren hatte Polozk in hohem Maße unter den Konflikten und Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts zu leiden. Als besonders verlustreich erwiesen sich die Besetzung der Stadt durch die deutsche Wehrmacht 1941 und die Kämpfe während der sowjetischen Gegenoffensive, die 1944 zur Befreiung der Stadt, aber auch zu ihrer fast gänzlichen Zerstörung führten. Die St. Nikolaus-Kathedrale stand als Ruine noch fast zwanzig Jahre, bis sie 1964 gesprengt wurde. Damit verlor das barock-klassizistische Ensemble endgültig seinen architektonischen Fixpunkt.

Die verbliebenen Gebäude wurden zwischen 2003 und 2005 restauriert. Heute sind darin die Fakultäten für Geisteswissenschaften und für Informatik der Staatlichen Universität Polozk untergebracht.

Das Häuschen Peters d. Gr. in Polozk

Das sogenannte „Häuschen Peters des Großen“ wurde 1692 im Barockstil als Wohnhaus gebaut und an der Wende zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert umgebaut. Als eines der wenigen, aus der Epoche des Polnisch-Litauischen Staates (1569-1795) erhaltenen steinernen Gebäude repräsentiert es den damals für kleine Wohnhäuser üblichen Baustil. Die Legende sagt, der russische Zar Peter I. habe in diesem Haus gewohnt, als er im Juli 1705 während des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) zur Inspektion seiner Truppen in Polozk Halt machte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus stark beschädigt. 1949 wurde es instandgesetzt und als Kinderbibliothek genutzt. Seit 1998 beherbergt es das kulturhistorische Museum von Polozk. Die 2008 begonnene grundlegende Sanierung war zugleich Anlass für eine Neuaufstellung der ständigen Sammlung des Museums.

Das Dreikönigskloster in Polozk

Das Dreikönigskloster in Polozk wurde 1582 gegründet. Die Epiphaniaskirche wurde im 16. Jahrhundert als hölzerner Kirchenbau für eine russisch-orthodoxe Bruderschaft errichtet. Angrenzende hölzerne Gebäude kamen hinzu und beherbergten neben den Klosterräumlichkeiten und Mönchszellen auch eine theologische Schule. Hier lehrte von 1656 bis 1659 der bedeutende Polozker Dichter, Schriftsteller und Mönch Simeon Polozki (1629-1680). Jahrhundertelang war das Kloster das Zentrum des russisch-orthodoxen religiösen Lebens in Polozk.

1682 und 1775 brannten die hölzernen Gebäude nieder, und 1761 wurde mit dem Bau einer steinernen Kirche begonnen – ebenfalls unterbrochen durch einen Brand im Folgejahr, ehe die Weihe 1777 erfolgen konnte. Fertiggestellt wurde das Gotteshaus erst 1779, als Polozk bereits zum Russischen Reich gehörte. In den folgenden Jahren wurde auch das Kloster mit der angegliederten Klosterschule nach Plänen des italienischen Baumeisters Giacomo Antonio Domenico Quarenghi (1744-1817) neu errichtet.

Das Klostergebäude beherbergte außer den Mönchszellen und der Wohnung des Abtes zwei beheizte Winterkirchen. Auch eine Schule (betrieben zwischen 1784 und 1791 und 1812 und 1900) und das städtische Armenhaus, das zwischen 1792 und 1812 bestand, befanden sich in seinen Mauern.

Während der Oktoberrevolution wurde das Kloster geschlossen, doch in der Dreikönigskirche fanden weiterhin Gottesdienste statt. Später teilte das Kloster das Schicksal anderer Sakralbauten auf sowjetrussischem Gebiet. Die Kirche wurde in den 1930-er Jahren zur Turnhalle umfunktioniert und fand noch in den 1980-er Jahren als Kunst- und Ausstellungshalle Verwendung, nachdem sie zuvor grundlegend restauriert worden war.

1991 wurde das Gotteshaus an die Gläubigen zurückgegeben und steht seither unter dem Patronat der Diözese von Polozk. Die Kirche beherbergt berühmte Ikonen, unter denen die Ikone der Gottesmutter „Freude aller Trauernden“ bei den Gläubigen besondere Verehrung genießt. Im einstigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind ein Buchdruck-Museum und eine Bibliothek untergebracht.

Die evangelische St. Marienkirche in Polozk

Die evangelische St. Marienkirche in Polozk wurde im Dezember 1888 feierlich geweiht. Bereits seit 1775 hatte es ein hölzernes Kirchengebäude für die deutsche evangelisch-lutherische Gemeinde gegeben, das wegen der ca. 850 Gläubigen, die die Gemeinde in Polotzk und Umgebung umfasste, zu klein geworden war.

Das rote, unverputzte Backsteingebäude im neogotischen Stil hat einen rechteckigen Grundriss mit Apsis. Die Hauptfassade wird vom zweistöckigen Turm mit seinem spitzen Dachhelm dominiert. Die Geschosse des Turms sind mit Gesimsen abgesetzt. Ins Gebäudeinnere gelangt man durch ein Spitzbogenportal; die Außenwände zieren rundum Strebepfeiler, Lanzettöffnungen und Fialen.

Bis zur Oktoberrevolution diente die neue Kirche ihrer Gemeinde als Andachts- und Versammlungsort. 1924 wurde sie endgültig ihrer ursprünglichen Funktion beraubt. Anfang der 1930-er Jahre wurde das regionale Heimatmuseum aus der Sophienkathedrale hierher verlegt. Nach dem 2. Weltkrieg nutzte man die Kirche zunächst als Kino und später als Getreidespeicher.

1948 wurde die Kirche endgültig zur neuen Heimat des Regionalgeschichtlichen Museums. Es präsentiert etwa 2.000 Exponate – von archäologischen Funden aus der Frühzeit bis hin zu Objekten des 20. Jahrhunderts. Historische Fotos, Waffen, Haushaltsgegenstände, Druckerzeugnisse und Zeitschriften veranschaulichen das politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben in verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte.

Die Sophienkathedrale in Polozk

Die Sophienkathedrale in Polozk hat seit ihrem Bau im 11. Jahrhundert eine bewegte Geschichte und mehrmalige Metamorphosen durchlaufen. In ihrer ursprünglichen Form war sie eine an die gleichnamigen Kirchenbauten in Kiew und Nowgorod angelehnte Kuppelbasilika. Erbaut zwischen 1044 und 1066, erfuhr sie 1618 und 1642 erste Umgestaltungen. Während des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) wurde die Kathedrale 1705 geschlossen; die Vorhalle (der Narthex) wurde als Depot für Schießpulver genutzt, welches 1710 explodierte. Die Kirche wurde dabei teilweise zerstört und stand als Ruine fast zwanzig Jahre lang leer.

Den Neu- bzw. Umbau im Stil des Wilnaer Barock initiierte der Bischof der katholische Ostkirche Florian Grebnizki (1683 – 1762), umgesetzt durch den Baumeister Johann Christoph Glaubitz (1700 – 1767).

1812 nutzten die Truppen Napoleon Bonapartes das Gotteshaus als Pferdestall. In der Synode von Polozk (1839) wandten sich einige Bischöfe und Geistliche der katholischen Ostkirche mit Bitte um deren Wiederaufnahme in die russisch-orthodoxe Kirche, und die Sophienkathedrale wurde zu einem russisch-orthodoxen Gotteshaus. Von 1911 bis 1914 erfolgte eine grundlegende Renovierung des Baus, zehn Jahre später wiederum wandelte die Sowjetmacht ihn in ein Heimatmuseum um. Zwischen 1942 und 1944, während der Besatzung durch die deutsche Wehrmacht, wurden erneut Gottesdienste abgehalten; nach der Befreiung von Polozk durch die Rote Armee schloss man die Kirche wieder.

Heute dient die Kirche als Konzertsaal; die 1985 eingebaute Rieger-Kloss-Orgel fungiert ebenfalls vorwiegend als Konzertinstrument. Nur noch ein Mal jährlich wird am 5. Juni, dem Fest der Hl. Euphrasia von Polozk, ein Gottesdienst in der Sophienkathedrale abgehalten.

Das Gut der Rimski-Korsakows in Besdedowitschi

Im Dörfchen Besdedowitschi im Nordwesten der Region Vitebsk befindet sich das Anwesen des russichen Juristen und Staatsmannes Alexander Alexandrowitsch Rimski-Korsakow (1849-1922), eines Schwagers des berühmten russischen Komponisten Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow (1844-1908).

Besdedowitschi gehörte im Laufe seiner Geschichte zunächst zum Großherzogtum Litauen, später zur Republik Polen und schließlich zum Russischen Reich. Erst zu dieser Zeit gelangte das Grundstück, auf dem heute das Herrenhaus steht, an das Geschlecht der Rimski-Korsakows.

Alexander Rimski-Korsakow ließ das Anwesen Anfang des 20. Jahrhunderts errichten – auf einem Hügel am Rande des Dorfes, unweit des Flüsschens Uschatscha. Das zweigeschossige Haupthaus mit rechteckigem, annähernd quadratischem Grundriss fällt vor allem durch die Risalite auf, die prägnant aus dem Baukörper hervortreten. Die Fassade und die Seitenwände sind durch verschieden gestaltete Fensteröffnungen, Friese und Sockel aufgelockert. Ein (nicht erhaltener) Balkon überdachte den Haupteingang. Im Innern befanden sich im Erdgeschoss die Empfangsräume. Im ersten Stock, den man über eine aufwendige, bis heute genutzte Marmortreppe erreichte, lagen Rimski-Korsakows privaten Wohnräume.

Vor dem Hauptgebäude befand sich ein ansprechend gestalteter Hof, südlich des Hauses schloss sich ein Landschaftspark an, in dem neben anderen Bäumen Linden und Pappeln wuchsen. Zwei runde, von Zierbeeten umgebene Teiche und zwei Springbrunnen sind nicht erhalten.

Das Gebäude selbst zeigt jedoch immer noch sein ursprüngliches Äußeres. Nachdem es jahrelang als Krankenhaus und Pflegeheim gedient hatte, wurde es 2020 zum Verkauf ausgeschrieben und Ende Juni 2021 an einen Unternehmer aus Nowopolozk veräußert, der es gemäß seiner letzten Bestimmung weiterhin als „Ort für soziale Dienstleistungen“ nutzen will.

Die Mariä-Entschlafens-Kirche in Sarja

Die Kirche ist eine einschiffige, neogotische Basilika mit rechteckigem Grundriss, einer fünfseitigen Apsis und zwei kleinen Sakristeien. Die Komposition der Hauptfassade ist dreiteilig gestuft. Den zentralen Teil bildet das Portal, das, flankiert von 5-seitigen Strebepfeilern mit Fialen, mit einem Ziergibel mit Rosette bekrönt wird.

Die Außenwände des Kirchenschiffs erhalten ihre ausgeprägte Plastizität durch die gestuften, mit Architraven verzierten Fensteröffnungen und eine durchgehende Arkade. Im Innern überdacht ein Kreuzgewölbe das Kirchenschiff. Die Empore mit einer bogenförmigen Balustrade wird von zwei Säulen getragen.

Der Adlige und Gutsbesitzer Ignati Dominik Lopatinski (1822-1882) beauftragte den preußischen Architekten Friedrich Gustav von Schacht (1820-1886) mit dem Entwurf einer Kirche zum Gedenken an Maria Lopatinskaja (geb. Szumska), die früh verstorbene Ehefrau des Gutsherrn. Der Architekt sah sich mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, dass der Bau sowohl die Schönheit der früh verstorbenen Gattin symbolisieren sollte als auch die Tiefe der Gefühle des Witwers für sie. Fünf Jahre nach Baubeginn wurde die Kirche 1857 vollendet.

Als mit der dritten polnischen Teilung (1795) die Existenz der polnisch-litauischen Adelsrepublik endete, fiel der größte Teil Weißrusslands an das Russische Reich, und in den folgenden Jahrzehnten setzte eine immer mehr zunehmende Russifizierungspolitik ein. 1839 löste Zar Nikolaus I. die Unierte Kirche auf (die in ostkirchlicher Tradition stand, deren Mitglieder aber römisch-katholischen Bekenntnisses waren). Die Gläubigen, der Großteil der weißrussischen Bauern, wurden in die Russisch-Orthodoxe Kirche eingegliedert. Der misslungene Aufstand von 1863 gegen diese und weitere Russifizierungsmaßnahmen führte zu deren nochmaligen Intensivierung, und in diesem Lichte ist ebenfalls die 1865 erfolgte Übereignung der Kirche von Sarja an die Russisch-Orthodoxe Kirche zu verstehen.

1935 wurde das Gotteshaus geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand es als Lager und später als Tanzsaal und Klubhaus Verwendung, bevor es Ende der 1980-er Jahre teilweise restauriert und der katholischen Kirche zurückgegeben wurde. Bereits im Folgejahr wurde die Basilika der russisch-orthodoxen Mariä-Himmelfahrts-Gemeinde übereignet.

Noch 2009 war das Gebäude in schlechtem Zustand. Einer der Türme war zerstört, Teile der Seitenwände befanden sich im Zustand fortgesetzten Verfalls. Inzwischen ist die Kirche vollständig restauriert und kann als eines der schönsten und beeindruckendsten neugotischen Bauwerke in Belarus bestaunt werden.

Die Herz-Jesu-Kirche in Slabodka

Die neoromanische Herz-Jesu-Kirche in Slabodka (erbaut 1903) liegt in der Mitte des Ortes auf einer Anhöhe und ist deshalb bereits von ferne gut zu erkennen. Ihre beiden Türme mit den 5-eckigen spitzen Helmen rahmen die Hauptfassade ein, in der das Hauptportal von einer runden Fensterrosette bekrönt wird.

Der dreischiffige Kirchenbau mit Apsis und Sakristei ist durch dekorative Elemente gegliedert, insbesondere die halbbogenförmigen Fensteröffnungen und umlaufenden Friese verleihen dem Gotteshaus Rhythmus und eine gewisse Leichtigkeit. Im Innern ist es reich ausgemalt, das Interieur kann jedoch nur zu den Gottesdienstzeiten betrachtet werden, außerhalb derer die Kirche verschlossen ist. Ein hübscher, baumbestandener Kirchhof umgibt das Bauwerk.

Über den Baumeister der Herz-Jesu-Kirche sind vor Ort keine Quellen erhalten. Auffällig ist aber, dass im ostlitauischen Städtchen Atlanta mit der St. Jakobus-Kirche ein sehr ähnliches Bauwerk steht. Dessen Urheber ist der schwedisch-litauische Architekt Karl Eduard Strandmann (1867-1946), dem um die dreißig im Baltikum errichtete Kirchen zugeschrieben werden.

Die Christ-Erlöser-Kapelle in Achremowzy

Der im Naturschutzgebiet Braslawer Seen gelegene Ort Achremowzy bestand ursprünglich aus zwei Siedlungen – dem Dorf selbst, dessen Name auf ein Geschlecht Achremowitsch zurückgeht, das im 17. Jahrhundert diese Ländereien besaß, und aus dem Landgut Belmont. Dessen Besitzer waren im 19. und 20. Jahrhundert die Grafen Broel-Plater. An der südlichen Ortsgrenze fällt sogleich ihre Grabkapelle ins Auge, die 1858 erbaute Christ-Erlöser-Kirche (1858).

Es handelt sich um ein hervorragend erhaltenes architektonisches Ensemble, das neben dem neugotischen Gotteshaus aus einer Umfriedung im gleichen Baustil besteht, die rechts und links von zwei kleinen Seitenkapellen abgeschlossen wird. Der Grundriss der Kirche ist rechteckig, der Bau wird von einem einfachen Satteldach gegen die Witterung geschützt. Die mehrstufige Fassade mit zentraler Rosette wird an den Seiten von zwei Türmen abgeschlossen, auf denen sich durchbrochene Spitzen aus Metall erheben. Auch die Apsis ist von einer Fensterrosette durchbrochen. Auf dem Friedhof dominieren die Gräber römisch-katholischer Gläubiger, doch in jüngerer Zeit wurden hier auch russisch-orthodoxe Christen beerdigt.

Auf der Karte des westlichen Rußlands, 1917 herausgegeben von der Kartographischen Abteilung der Königlich Preußischen Landesaufnahme, ist das Gotteshaus nicht dargestellt, wohl aber das Landgut Belmont, zu dem die Kirche einst gehörte. Die besonders hervorgehobene Bezeichnung dieses Ortes, dessen Gebäude zu diesem Zeitpunkt längst dem Verfall preisgegeben waren, legt Zeugnis darüber ab, dass es eines der bedeutendsten Güter des ganzen Landes war – mit einem prachtvollen, weitläufigen Gebäudekomplex, umgeben vom zweitgrößten Landschaftspark des heutigen Belarus.

Mit Recht spricht man selbst heute, da keines der historischen Gebäude erhalten ist, von einem Schloss. Es befand sich auf einer zweieinhalb Kilometer langen Halbinsel im Driswjati-See in der Region Braslaw. Im Laufe seiner höchst wechselvollen Geschichte hatte es verschiedene Eigentümer.

Zunächst trug das Gut den Namen Olgierdowszczyzna, um danach, nachdem es in den Besitz der Achremowitschs übergegangen war, mit deren Namen – Achremowce – versehen zu werden. Ihnen folgte das Adelsgeschlecht Salmanowicz, von dem der Besitz 1748 an Jan August Hylzen (1702-1767) veräußert wurde. Hylzen entstammte einer polonisierten livländischen Familie und war mit Konstancja von Broel-Plater verheiratet, die ebenfalls einem livländischen Adelsgeschlecht angehörte. Hylzen war bereits Eigentümer mehrerer livländischer Besitzungen und erwarb in der Republik Polen neben Achremowce eine Reihe weiterer Güter und wurde schließlich zu einem der vermögendsten Magnaten. In Achremowce ließ er eine repräsentative Residenz errichten und benannte den Ort in Belmont um. Das zweistöckige Gutshaus verfügte über 33 Räume – Säle, Salons, Wohnzimmer, ein Musikzimmer, ein Kontor und Räume zur Unterbringung der Bediensteten. Die Kellerräume dienten als Vorrats- und Wirtschaftsräume. Hylzen ließ einen italienischen Garten anlegen, und in insgesamt sechs Gästehäusern konnten Besucher untergebracht werden. Zahlreiche weitere Gebäude beherbergten Werkstätten, Verwaltungseinrichtungen und Wohnungen für das Personal.

Jan August Hylzen vererbte Belmont und eine Reihe weiterer Besitzungen an seinen ältesten Sohn Jozef Jerzy (1736-1786). Bemerkenswert sind die Auflagen, die der Vater mit der Weitergabe des Besitzes an den Nachkommen verfügte. In seinem 1783 verfügten Testament ordnete er an, die Untertanen von allen meinen Gütern in der Ewigkeit zu befreien und ihnen die Freiheit zu geben, mit allen ihren Besitztümern (…) zu gehen, wohin sie wollen. Regelmäßig und auf unbestimmte Zeit ist die Hälfte der Einkünfte aller meiner Güter für die Unterstützung und Förderung der Wissenschaft und des Handwerks, für die Ausbildung des armen Adels, für den Unterhalt von Bedürftigen, für die Eröffnung von Hospitälern sowie für die Unterstützung von armen Dorfbewohnern, die in Armut oder Elend verharren, zur Seite zu legen (zitiert nach: Roman Aftanazy: Dzieje rezydencji na dawnych kresach Rzeczypospolitej. Tom 4, Wroclaw / Warszawa / Krakow 1993, S. 14). Diese Bestimmungen wurden bezeichnenderweise nicht umgesetzt, was Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem langwierigen Rechtsstreit führte.

Da Jozef Jerzy Hylzens einziger Sohn schon im Kindesalter starb, ging Belmont an seinen Neffen, den geistig behinderten Idzi Hylzen (gest. um 1800). Er war der letzte Nachkomme der Familie in Polen, blieb kinderlos und verkaufte zwei Jahre vor seinem Tod das Gut mit allen zugehörigen Ländereien an Mikolaj Manuzzi (um 1730-1809).

Manuzzi, ein Abenteurer par excellence, hatte in seiner Heimat Italien und in anderen europäischen Ländern, etwa in Spanien und Frankreich, seinen Ruf diskreditiert und war Anfang der 1770-er Jahre in Warschau aufgetaucht. Dank eines zweifelhaften Grafentitels, seiner Kartenspiel-Künste, seiner Attraktivität und seiner Wendigkeit auf hauptstädtischem Parkett war es ihm gelungen, bis an den Hof des polnischen Königs vorzudringen.

Durch die so geknüpften Verbindungen, einen beträchtlichen Wagemut und eine vorteilhafte Heirat mit einer Mätresse des polnischen Königs gelangte Manuzzi in den Besitz großer Ländereien mit Ortschaften und Dörfern, u.a. Bogino, Opsa und Ice. Als Manuzzi Gut Belmont erwarb, war das von Jozef Hylzen erbaute Gutshaus bereits wieder im Verfall. Manuzzi ließ es instandsetzen, umbauen und erweitern. Auch wirtschaftlich blühte der Besitz erneut auf – dies gelang Manuzzi, indem er die bäuerliche Leibeigenschaft durch Pachtverhältnisse ersetzte. Die Beweggründe dieser Reformen dienten jedoch fast ausschließlich wirtschaftlichen Zielen, und tatsächlich litten die Bauern fortan unter der Verdoppelung der ihnen von Manuzzi auferlegten Lasten.

Nach Mikolaj Manuzzis Tod ging Gut Belmont an seinen Sohn Stanislaw (1773-1823) und dessen Frau Konstancja von Broel-Plater (1782-1874). Wie sein Vater erwies Stanislaw sich als guter Verwalter und sicherte die fortwährende Blüte des Besitzes. Zugleich stiftete und finanzierte er Schulen, Bibliotheken und andere Wohltätigkeitseinrichtungen. Seine Güter und Besitzungen vererbte er dem jüngsten Bruder seiner Frau, Ignacy Wilhelm Broel-Plater (1791-1854). Sein jüngster Sohn, Feliks Witold Broel-Plater (1849-1924) übernahm die Ländereien und Gut Belmont nach dem Tod seines Vaters. Seine Frau, Elżbieta Potocka (1874-1960) war bis 1939 die letzte Besitzerin des Gutes.

Das Adelsgeschlecht von dem Broel genannt Plater geht auf westfälischen Uradel zurück; das Stammhaus dieses, in Deutschland bereits 1659 erloschenen, in Polen, Litauen und Russland jedoch in mehreren Linien fortexistierenden Rittergeschlechts, war das nahe der deutschen Stadt Unna gelegene Schloss Bröhl, welches bereits 1388 zerstört wurde.

Im Jahr 1860 umfasste Gut Belmont eine Fläche von 55.000 Hektar, doch der Besitz war hoch verschuldet. Den Broel-Platers fehlten die Mittel, um die Residenz wieder aufzubauen. Bis auf die Kapelle wurden die Ruinen ihrem Schicksal überlassen. Feliks Witold Broel-Plater kümmerte sich jedoch tatkräftig um die Bewirtschaftung der Ländereien. Die auf Moorboden gelegenen Wälder von Belmont-Boginskoje durchzog er mit Entwässerungskanälen, und es entstand eine ganze Siedlung namens Platerow, mit einer Apotheke, einer Ambulanz und drei Gärtnereien. Auch eine – vom zaristischen Russland eigentlich verbotene – polnische Grundschule bestand hier. Da das Schloss unbewohnbar war, bezogen die Broel-Platers eines seiner Nebengebäude. Selbst diese im Vergleich zum Schloss bescheidene Unterkunft hatte sechzig Zimmer unterschiedlicher Größe.

Napoleon Orda: Ruinen des Palastes der de Broel Platters, ehemals der Familie Hylzen, mit Erlöserkapelle. 12. Juni 1876. 19,5 x 28,5 cm. Nationalmuseum Krakau, Inv.-Nr. III-r.a. 4030

Ein Aquarell des Malers Napoleon Orda (1807-1883) aus dem Jahr 1876 vermittelt einen Eindruck von der Größe und der Ausdehnung des Komplexes. Auf einem schmalen, aber langen rechteckigen Fundament erhob sich der weitläufige und repräsentative Bau. Darunter befanden sich die Gewölbe des ersten, von Jan August Hylzen erbauten Gutshauses. Die Fassade war durch drei Risalite gegliedert; der mittlere mit seinen hohen Fensteröffnungen war etwas höher als der Rest des Palastes. An den rechten Seitenflügel wurde 1818 eine Kapelle angebaut – tatsächlich handelte es sich um ein recht geräumiges, zweistöckiges Gotteshaus, das mehreren hundert Gläubigen Platz bot.

Das Herrenhaus war mit erlesenen Möbeln und Kunstwerken ausgestattet. Kristall-Leuchter, Gemälde mit Porträts der Familie Hylzen, ein reiches Archiv mit Schriftstücken, die bis ins 16. Jahrhundert datierten, und eine polnisch-französische Bibliothek von etwa 3000 Bänden bildeten das Inventar. Das Archiv und die Bibliothek, wertvolle Möbel und Kunstwerke wurden 1915 vor den heranrückenden Deutschen nach St. Petersburg evakuiert, von wo sie nicht zurückkehrten. Im selben Jahr brannten alle verbliebenen Objekte zusammen mit dem Gebäude ab. Nach 1920 bauten die Eigentümer andernorts ein sehr viel bescheidener ausgestattetes Herrenhaus.

Sbor paumnikau gistorii i kultury Belarusi. Wizebskaja Woblasz / Sammlung der Geschichts- und Kulturdenkmäler von Belarus. Oblast Witebsk (Swod pamjatnikow istorii i kultury narodow SSSR / Sammlung der Geschichts- und Kulturdenkmäler der Völker der UdSSR) Minsk 1985, S. 140, Abb. 485

Was bis 1939, wenn auch in halb verwildertem Zustand, überlebte, war ein prächtiger, 62 Hektar großer Landschaftspark, dessen oberer Teil vom Palast gekrönt war. Der Weg dorthin verlief über eine weite, durch perspektivisch angepflanzte Baumgruppen (Ahorn, Linde, Eiche) aufgelockerte Rasenfläche. Von dort führte eine kaskadenartig angelegte, lange Treppe über mehrere schmale Terrassen hinunter zum unteren Parkteil. Anders als der obere sollte er den Eindruck eines großzügigen Landschaftsgartens erwecken. Auf zwei ovale, mit Bäumen bestandene Wälle folgte ein quer dazu angelegter, rechteckiger Teich von 100 x 20 Metern, der über künstliche Wasserläufe mit einem zweiten, schmaleren Teich verbunden war. Auf der so gebildeten dazwischen liegenden Insel befand sich eine Laube, die über kleine Brücken erreicht werden konnte. Insgesamt war der untere Park mit seinen Gebüschen und Baumgruppen naturnäher gestaltet als der obere. Ein Netz aus Spazierwegen bot Zerstreuung. Neben Linden, Ahorn, Eschen und Kastanien und anderen einheimischen Baumarten fanden sich im Garten auch europäische und sibirische Lärchen, Thujen, sibirische Tannen und italienische Pappeln.

Die Brauerei in Grodno

An der Stelle der heutigen Brauerei in Grodno stand bereits im 17. Jahrhundert der Palast der Familie Oginski. 1868 gelangte der Komplex in den Besitz des tschechischen Kaufmanns Johann Kunz. Nachdem er Bürger des Russischen Reiches geworden war, nahm er den Namen Osip Matwejewitsch Kunz an, baute die Palastgebäude um und nahm darin 1877 eine Brauerei in Betrieb. Zu dieser Zeit gab es in der Stadt knapp ein Dutzend kleinerer Brauhäuser, gegen die sich die neue Brauerei behaupten musste. Dank dieser Konkurrenz erfreute sich das in Grodno gebraute Bier über lange Jahre und Jahrzehnte eines ausgezeichneten Rufes, und über ein Jahrhundert lang wuchs der Erfahrungsschatz der Braumeister der Brauerei von Osip Kunz kontinuierlich an, wodurch ein gleichbleibend hohes Niveau des dort gebrauten Bieres gewährleistet wurde.

Doch mit der Zeit veralteten die technischen Anlagen, die Entwicklung neuer Rezepturen wurde versäumt, und ab den 1990-er Jahren sank die Qualität des Bieres merklich. Zunächst konnte dies durch die Einführung von Schutzzöllen gemildert werden, was den Import ausländischen Bieres verhinderte. Gleichzeitig stellten mehrere inländische Brauereien ihren Betrieb zeitweilig ein und modernisierten ihre Brauereien grundlegend. Nach dieser letzten Gnadenfrist geriet die Brauerei in ernsthafte Schwierigkeiten, als die großen belarussischen Brauereien auf den Markt zurückkehrten. 2007 stellte die Brauerei die Bierherstellung ein.

Im selben Jahr verfolgte Pläne einer Übernahme durch die russische Großbrauerei „Baltika“ scheiterten. Fünf Jahre später übernahm eine Investment-Firma namens „Ekoprominvest“ den maroden Betrieb und versprach Stadtvätern und Bürgern, ihn zu modernisieren, ein angegliedertes Hotel zu errichten und ein Biermuseum zu eröffnen. Auch eine kleine Hausbrauerei sollte in Betrieb gehen.

Tatsächlich aber hatte man nichts Eiligeres zu tun, als sämtliches verwertbare Metall, darunter auch Anfang des 20. Jahrhunderts eingebaute historische Braukessel, aus der Brauerei abzutransportieren und als Altmetall zu Geld zu machen. Da „Ekoprominvest“ weder den Kaufpreis vollständig entrichten konnte, noch die mit dem Kauf verbundenen Auflagen erfüllen konnte, Gebäude und Grundstück zu sichern und für eine künftige Nutzung vorzubereiten, wurde das gesamte Areal 2014 ohne Zustimmung der Behörden an eine weitere Firma „Scha-Wa-S-Invest“ weiterverkauft. Der neue Eigentümer war somit nicht mehr an die dem Vorbesitzer auferlegten Bedingungen gebunden.

Eine behördliche Begehung der Gebäude ergab, dass sie teilweise einsturzgefährdet waren und sich der gesamte Komplex in beklagenswertem, heruntergewirtschafteten Zustand befand. Durch richterliche Anordnung wurden sämtliche Kaufverträge anulliert und die Brauerei wieder in kommunalen Besitz zurückgeführt. Im Frühjahr 2020 wurde die Anlage für 1,3 Millionen belarussische Rubel – umgerechnet gut 524.000 Euro – an einen polnisch-belarussischen Investor verkauft, der nun vier Jahre Zeit hat, die Gebäude zu restaurieren und für die Nutzung herzurichten. Angedacht sind erneut ein Biermuseum, ein Hotel-Restaurant und eine kleine Hausbrauerei. Die Stadt Grodno hat aber auch eine partielle Nutzung für die Ansiedlung von Verwaltungs- und Dienstleistungseinrichtungen erlaubt. So bleibt abzuwarten, ob die Pläne diesmal in die Tat umgesetzt werden und der Brauerei Grodno ein zweites Leben beschieden sein wird.

Die St. Wladimir-Kirche in Grodno

Die St- Wladimir-Kirche in Grodno ist ein Baudenkmal der neorussischen, russifizierend-historistischen Architektur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie wurde im Mai 1895 nach Plänen des Ingenieurs I. K. Plotnikow erbaut und am 29. Dezember 1896 feierlich geweiht. Das Interieur der Kirche war im Mai 1896 vollendet, der Ikonostas stammte von dem Moskauer Maler und Restaurator Dmitri M. Strukow (1828-1899). Finanziert wurde der Bau überwiegend mit Hilfe von Spenden von Gläubigen aus dem ganzen Land.

Belarus verfügt über ein reiches, vielgestaltiges religiöses Erbe. Neben der russisch-orthodoxen und der katholischen Religion spielten besonders das Judentum, der Protestantismus und auch der Islam eine wichtige Rolle. Nachdem Ende des 18. Jahrhunderts das Königreich Polen zwischen Russland, Preußen und Österreich-Ungarn aufgeteilt worden war, entstanden in den dem Russischen Reich zugeschlagenen Gebieten vermehrt Kirchen- und Gemeindeschulen; die Unterrichtung der Zöglinge fand mitunter direkt in den Kirchenräumen statt. So war es auch in der St. Wladimir-Kirche in Grodno.

Das Gebäude besteht aus vier Teilen: dem zweigeschossigen Glockenturm, der Vorhalle, dem Kirchenschiff und dem Altarraum in der fünfeckigen Apsis. Das Ziegelmauerwerk wird durch halbkreisförmige Fensteröffnungen und verschiedene dekorative Elemente aufgelockert.

Das Gotteshaus blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, es überstand Kriege, Revolutionen und staatliche Repressalien. Ungeachtet dieser historischen Erschütterungen wurde der kirchliche Betrieb jedoch nie dauerhaft eingestellt.

In den 1920-er und 1930-er Jahren wurden die Bänke und Tische der Kirchenschule aus dem Gebäude entfernt, was Platz für die Gläubigen schuf. Ein neuer Ikonostas wurde errichtet. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Kirche von neu angesiedelten Industriebetrieben förmlich umzingelt: von einer Glasbrennerei, einer Fabrik zur Herstellung von Kardanwellen und weiteren Großbetrieben.

Eine Brücke überspannt seither die unmittelbar an den Kirchhof angrenzenden Bahnanlagen, und die Kuppeln der Kirchtürme verlieren sich zwischen den Fabrikanlagen und ihren Kaminen und Schloten.

Versuchen, die Kirche in einen Arbeiterklub des Glaswerks umzuwandeln oder sie gleich ganz abzureißen, widerstand die Kirchengemeinde mit Erfolg. Allerdings unterscheidet sich ihr äußeres und inneres Erscheinungsbild deutlich von dem früherer Jahrzehnte.

Das ehemalige Priesterseminar in Slutzk

Das spätklassizistische Gebäude der ehemaligen Slutzker Schule für geistliche Berufe befindet sich im Zentrum der Stadt. Es wurde 1767 erbaut. An der Front springen die Seitenrisalite hervor und lockern die ansonsten streng gegliederte, nur durch den umlaufenden Zahnfries und die Fensteröffnungen unterbrochene Fassade auf.

Der mittige Haupteingang tritt ein wenig hervor; darüber erhebt sich ein bis unter die Dachkante reichendes Pilasterpaar.

Heute ist in dem Gebäude eine Schule für medizinische Berufe untergebracht. Im hübschen Innenhof verbringen die Schülerinnen und Schüler gern die Pausen zwischen den Lehrveranstaltungen.

Das Landgut der Familie Dmochowski

Vom Landgut der Familie Dmochowski sind nur noch wenige Relikte erhalten. Zur Jahrhundertwende zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert gehörte Sabolotje einer Familie Gierzdów oder Gierzoduw, über die kaum Näheres bekannt ist. 1743 erwarb die Familie Dmochowski das Gut; es blieb bis September 1939 in ihrem Besitz. Der letzte Eigentümer von Sabolotje war Władysław Dmochowski.

Auf der Schwelle des hölzernen, auf einem hohen Fundament aus großen Feldsteinen erbauten Herrenhauses war sein Baujahr, 1742, eingemeißelt. Es verfügte über weitläufige, als Ziegelgewölbe gemauerte Kellerräume. Das Walmdach war anfangs mit Stroh, später mit Schindeln gedeckt. Ursprünglich war das äußere Erscheinungsbild des Gutes also recht zurückhaltend, ja bescheiden. Erst nach 1820 verlieh man ihm durch den Bau eines von zwei Säulen getragenen, mit einem Gesims verzierten Portikus vor dem Haupteingang ein etwas repräsentativeres Gepräge. In den kleinen Giebel war ein halbkreisförmiges Zierfenster mit radialen Sprossen eingesetzt. Die Treppe, die zum Portikus führte, ruhte auf Feldsteinen, wie sie bereits für den Bau des Fundaments Verwendung gefunden hatten. Ein zentraler Kamin leitete die Abluft der im Haus eingebauten Öfen durch das Dachgeschoss nach außen.

Aus: Bułhak, Jan: Polska w krajobrazie i zabytkach. T. 2, Warszawa 1930, S. 409, Abb. 1356

Durch den Innenraum verlief ein zentraler Flur, der das Gebäude in zwei Hälften teilte. Rechts befand sich die größte Kammer mit zwei Fenstern, das Speisezimmer, während das angrenzende Eckzimmer mit einem Fenster als Schlafzimmer diente. Auf der linken Seite des Flurs gelangte man zunächst in ein Spielzimmer, an das sich an der linken Hausecke wiederum ein Schlafraum anschloss. Zur Gartenseite befand sich ein repräsentatives Speisezimmer mit einem angrenzenden großen Raum zum Anrichten der Speisen. Die übrigen Räume dienten als Wohnräume.

Alle Zimmer hatten Balkendecken und weiß getünchte Wände und Böden aus lackierten Holzdielen. Nur das Vestibül war mit Ziegelsteinen ausgelegt. Im linken vorderen Eckzimmer gab es neben einem mit vier Säulen dekorierten Ofen aus Ziegelmauerwerk auch einen klassizistischen Kamin ohne Feuerstelle. Dieser diente als Altar für den Erzbischof von Mogiljow, Kazimierz Dmochowski (1780-1851), der bei Aufenthalten in seinem Familienstammsitz dort die Messe las.

Ebenfalls 1742 wurde nebenan ein Kornspeicher errichtet, dem in den folgenden Jahren und Jahrzehnten weitere Wirtschaftsgebäude folgten. Von ihnen sind nur noch die Grundmauern erhalten, an denen jedoch die damalige Bauweise gut erkennbar wird: In die gemauerten und verputzten Stützpfeiler waren Führungen eingelassen, die die zwischen den Pfeilern eingesetzten hölzernen Wandelemente trugen.

Aus den Archivalien geht hervor, dass das Landgut reich ausgestattet war. In seinen Salons wurden französische Weine, edle Speisen und Getränke gereicht, es gab stilvolles Mobiliar, kostbares Tafelsilber und eine umfangreiche Bibliothek. 1812, während der Invasion Napoleon Bonapartes, wurde das Gut geplündert. Der französische General Graf Antoine Drouot (1774-1847), der für einige Tage in Sabolotje Halt machte, fand das Herrenhaus fast völlig leer vor. Beschämt hinterließ er an einem zurückgelassenen Schreibtisch die Note: „Mit großer Traurigkeit stelle ich fest, dass dieses Haus von meinen Landsleuten zerstört wurde, und ich bedaure aufrichtig , dass die darin lebenden Menschen am 20. Juli 1812 gezwungen waren, ihr Gut zu verlassen.“

In den folgenden knapp einhundert Jahren wurden das Haus wieder hergerichtet und erneut mit eleganten Möbeln und erstklassigen Gemälden ausgestattet. Im 2. Weltkrieg wurde all dies nach Vilnius verbracht, wo es jedoch in den Kriegswirren verloren ging – die Notiz von General Drouot eingeschlossen.

Der das Haus umgebende Garten hatte eine Fläche von etwa 4 Hektar. Der Baumbestand setzte sich aus Eichen, Linden, Ahornbäumen und Birken zusammen. Gegenüber dem Gutshaus lag hinter einem kleinen Teich ein Nadelwald aus sehr hohen, alten Fichten. Jedes Jahr legten Reiher dort etwa 80 Nester an. Dieser Nadelwald wurde bereits im 1. Weltkrieg abgeholzt.

Heute findet der Besucher außer den wenigen verbliebenen Ruinen kaum noch historische Spuren vor. Dort, wo vordem das hölzerne Gutshaus stand, wurde in den 1950-er Jahren die Dorfbibliothek erbaut. Darunter sind die historischen Kellergewölbe jedoch erhalten. Jahrzehntelang vernachlässigt und als Lager für Kartoffeln und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse genutzt, ist es der ehrenamtlichen Initiative des Bibliothekspersonals zu verdanken, dass die Keller von Unrat und Feuchtigkeit befreit, gereinigt und konserviert wurden und nun wieder als Denkmal besichtigt werden können. Im Erdgeschoss der Bücherei wurde ein Raum als kleines Heimatmuseum hergerichtet, in dem auch einige wenige Gegenstände gezeigt werden, die aus dem ehemaligen Gutshaus stammen.

Der Ort wird inzwischen von vielen Touristen aus dem In- und Ausland besucht, denn das Geschlecht der Dmochowskis hat einen berühmten Sohn hervorgebracht: den Freiheitskämpfer und Bildhauer Henryk Dmochowski (1810-1863). Er beteiligte sich in den 1830-er und 1840-er Jahren an Aufständen und Erhebungen gegen die im ehemaligen, 1795 endgültig zerschlagenen Königreich Polen stationierten russischen und österreichischen Truppen, bevor er 1852 in die Vereinigten Staaten von Amerika ging, wo er neun Jahre lang als Bildhauer unter dem Namen Henry Sanders aktiv war. Dort schuf er zwischen 1852 und 1853 die Bildnisse der amerikanischen Präsidenten George Washington, Benjamin Franklin und Thomas Jefferson, die bis heute das Kapitol in Washington D.C. zieren.

Henryk Dmochowski kehrte 1861 in seine Heimat zurück, machte sich in Vilnius ansässig und wirkte auch dort wieder als Bildhauer. Zwei Jahre später wurde er als Teilnehmer am polnischen Januaraufstand (1863-1864) bei Kämpfen gegen die russischen Truppen getötet. Am Bibliotheksgebäude in Sabolotje wurde vor einigen Jahren eine Gedenktafel für den berühmten Sohn des Dorfes angebracht.

Ein Museum in Eigeninitiative

Pokraschewo, unweit der Stadt Slutzk gelegen, wird in den alten Chroniken schon im Jahr 1535 erwähnt. Seit 1875 bestand an dem Ort eine Schnapsbrennerei, deren historische Gebäude noch immer existieren. Seit über fünfundzwanzig Jahren leitet Alexander Walentinowitsch Rybak den Betrieb, führte ihn in den 1990-er Jahren aus einer existenzbedrohenden Krise und machte ihn zum nationalen Marktführer für Obst- und Branntweinessig.

Alexander Rybak bewirkt aber noch weit mehr. So überzeugte er die Dorfbewohner ebenso wie die Beschäftigten seiner Fabrik, die nahegelegene verfallene, über 100-jährige Windmühle zu restaurieren, das Mahlwerk teilweise wieder herzurichten, neue Windmühlenflügel herzustellen und anzubringen und das Innere des Gebäudes in ein Heimatmuseum zu verwandeln.

Hier findet der Besucher Dinge vor, die die Einwohner aus Pokraschewo und den umliegenden Dörfer stifteten: Möbel, Werkzeuge und Gegenstände des bäuerlichen Alltags, Erzeugnisse der ländlichen Heimarbeit, wie Garn, selbstgewebte, bestickte Stoffe, aber auch Kirchengesangbücher, Küchengeräte und andere Dinge des täglichen Lebens.

Auf einer Etage ist eine Bauernstube eingerichtet, von lebensgroßen Figuren bevölkert, die eine Lehrerin aus dem Nachbarort liebevoll angefertigt hat.

Und um das Gebäude herum künden Mühlsteine, der Nachbau eines Ziehbrunnens und andere großformatige Exponate vom dörflichen Leben vergangener Zeiten.

Ende August 2010 wurde an der Dorfgrenze von Pokraschewo von katholischen und russisch-orthodoxen Geistlichen eine Quelle geweiht, die seither ein von Pilgern, aber auch von Hochzeitspaaren gern besuchter Wallfahrtsort geworden ist. Ihre Erschließung ist ebenfalls ein Verdienst des rührigen Fabrikdirektors. Auch hier investierten er und viele Freiwillige der Belegschaft viel Zeit und Engagement.

Über der Quelle errichteten sie einen Pavillon, der das – ebenfalls neu angelegte – Wasserbecken vor Witterungseinflüssen schützt und dem Besucher Sichtschutz für ein Bad im als heilkräftig bekannten Quellwasser bietet. Im Innern ist der Pavillon mit russisch-orthodoxen Ikonen und katholischen Heiligenbildern ausgestattet. Ein kleiner Parkplatz wurde angelegt, und ein kurzer, bei Dunkelheit beleuchteter Fußweg führt direkt zur Quelle.

Die St. Euphrasia-Kirche in Borowka

In dem kleinen, heute 1300 Einwohner zählenden Ort Borowka wurde zwischen 1840 und 1844 die russisch-orthodoxe St.-Euphrasia-Kirche im klassizistischen Stil erbaut. Sie war für 300 Gläubige vorgesehen. Ab 1889 ist eine angegliederte kirchliche Schule nachgewiesen, die 1916 von 95 Schülern besucht wurde. Mitte der 1930-er Jahre wurde die Kirche von den Sowjets geschlossen und diente bis in die 1990-er Jahre als Clubhaus und Lager.

Danach wurde das Gotteshaus der Gemeinde zurückgegeben, und die Instandsetzungsarbeiten begannen. Der Ikonostas wurde 2000 restauriert und erneuert, fünf Jahre später konnte die Gemeinde drei neue Glocken gießen lassen, und der Kirchhof wurde neu gestaltet.

Euphrasia von Polozk (um 1110 – 1167) war die erste auf dem Gebiet des heutigen Belarus heiliggesprochene Frau und gilt als Nationalheilige des Landes. Sie war die Tochter von Fürst Swjatoslaw Wsjeslawitsch von Witebsk (1101 – 1129). Nach Erreichen der Volljährigkeit, die damals bei 12 Jahren lag, ging sie ins Kloster und bezog nach ihrem Noviziat eine Mönchszelle in der Sophienkathedrale in Polozk. Im Scriptorium der angegliederten Bibliothek kopierte sie kirchliche Schriften, arbeitete als Übersetzerin und war seelsorgerisch tätig.

Nachdem Euphrasia drei Mal ein Engel erschienen war, gündete sie im unweit von Polozk gelegenen Ort Selzo ein Kloster. Seine Erlöserkirche (1161) ist auf dem Gebiet des heutigen Belarus eines der bedeutendsten Beispiele der Polozker Sakralarchitektur.

Euphrasia stiftete ebenfalls ein aufwendig gestaltetes, mit Edelsteinen und Reliquien versehenes Altarkreuz, das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder aus der Kirche entfernt wurde, aber jedes Mal seinen Weg zurück in die Erlöserkirche fand. 1929, in der Sowjetzeit, ließ der Direktor des Minsker Belarussischen Staatsmuseums das Kreuz ins Staatliche Belarussische Museum nach Mogiljow bringen. In den Übergabeprotokollen wurde festgehalten, dass sich das Kreuz in schlechtem Zustand befand: 13 Heiligenbilder waren herausgebrochen bzw. zerstört, von den ursprünglich zahlreichen Edelsteinen waren lediglich noch zwei vorhanden; viele der massiv goldenen und silbernen Verzierungen fehlten, und der Korpus selbst zeigte Spuren mehrfacher, unsachgemäßer Reparaturen. Während des Zweiten Weltkriegs verschwand das Kreuz beim Rückzugs der Roten Armee endgültig. Bis heute ist dieses belarussiche Nationalheiligtum nicht wieder aufgetaucht. Seit 1997 wird in der Erlöserkirche des Klosters in Polozk eine Neuanfertigung verehrt und bewahrt.

Euphrasia veranlasste noch weitere Klostergründungen und rief auch ihre Schwester und eine Cousine zu sich ins Erlöserkloster. 1167 gelangte sie als Pilgerin nach Jerusalem, wo sie nach kurzer Krankheit im gleichen Jahr starb.

Eine Kapelle am See

Die Ortschaft Bogino im Gebiet Braslaw befindet sich am Zusammenfluss zweier Seen (Wysokoje Osero, „Der Obere See“ und Boginskoje Osero, „Der Bogino-See“). Der größte Teil des Ortes befindet sich am westlichen Ufer und ist mit dem zweiten, östlichen Ortsteil durch eine Brücke verbunden. Ganz in der Nähe liegt auf einer Anhöhe die kleine, katholische Ignatius-von Loyola-Kirche, die zur nächstgrößeren Pfarrei im benachbarten Städtchen Daljokie gehört.

Es gibt wenige Informationen zu diesem Gebäude. Erbaut wurde es vermutlich Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts. Es wird verschiedentlich als Friedhofskapelle bezeichnet, ohne dass in der Nähe ein solcher zu finden ist.

Das schlichte, einschiffige Gotteshaus mit rechteckigem Grundriss und Satteldach verfügt über einen Dachreiter, der die Glocke beherbergt, und an Ost- und Westseite sind zwei schlichte Rundbogenfenster eingelassen.

Die Wände bestehen aus Bruchsteinmauerwerk. Der die Steine verbindende Mörtel ist mit kleinen, mosaikartig eingelegten Kieseln verziert.

Einen interessanten Kontrast bildet ein Silo mit runder Kuppel, das zum benachbarten landwirtschaftlichen Betrieb gehört.

Das Landgut der Swjatopolk-Mirskis

Fünf Kilometer vom Städtchen Miory entfernt liegt, etwas versteckt in einem verwilderten Park in Kamenpole, das Gutshaus der Adelsfamilie Swjatopolk-Mirski, deren ursprünglicher Familienname (Mirski) auf den Ortsnamen Miory zurückgeht. Die Flur Kamenpole war bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts Teil einer großen Besitzung mit Zentrum in Miory. Als die Swjatopolk-Mirskis 1637 einen Teil davon erwarben, errichteten sie in Kamenpole ein erstes Gebäude. Bis in die 1930-er Jahre existierten eine (nicht erhaltene) hölzerne Kapelle, ein Ljamus (ein zweistöckiges Wirtschaftsgebäude mit umlaufender Galerie im oberen Stockwerk). Das noch heute erhaltene Gutshaus wurde 1873 erbaut. Das hölzerne Gebäude hatte einen von sechs Säulen getragenen Portikus über dem zentralen Eingang.

Grundriss des Gutshauses der Familie Swjatapolk-Mirski

Aus: Akademie der Wissenschaften der Belarussischen SSR (Hg.): Sbor pominkau i kultury Belarusi. Wizebskaja woblaz (Sammlung der Geschichts- und Kulturdenkmäler der Belarussischen SSR. Gebiet Witebsk). Minsk 1985, S. 309, Nr. 1683.

Beidseits des Zufahrtsweges wurden Anfang des 20. Jahrhunderts weitere Wirtschaftsgebäude gebaut. Besonders repräsentativ war der 1907 errichtete Pferdestall aus rotem Ziegelmauerwerk mit seiner dreifach gegliederten im Stil der Neogotik gestalteten Fassade. Die bis vor wenigen Jahren noch stehenden Außenmauern sind mittlerweile vollständig eingestürzt.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gutshaus verklinkert und von der Verwaltung der Kolchose „Prawda“ (Wahrheit) genutzt. Dadurch veränderten sich sein Äußeres und Inneres bis zur Unkenntlichkeit.

Auch vom weitläufigen Park ist wenig erhalten, doch die Allee als Zufahrt und die vielen jahrhundertealten Bäume, für die das Areal einst berühmt war, lassen die einstige Schönheit der Anlage bis heute erahnen. Der formale Gartenteil grenzte direkt ans Landhaus und wurde durch einen rechteckigen Wassergraben begrenzt. Ein größerer, u-förmiger Wassergraben umgab wiederum die gesamte Anlage.

Plan des Landguts der Familie Swjatapolk-Mirski

1: Gutshaus; 2-5: Gutshof mit Pferdestall; 6, 7, 8: Wirtschaftsgebäude; 9: Eiskeller; 10: Schmiede

Aus: Akademie der Wissenschaften der Belarussischen SSR (Hg.): Sbor pominkau i kultury Belarusi. Wizebskaja woblaz (Sammlung der Geschichts- und Kulturdenkmäler der Belarussischen SSR. Gebiet Witebsk). Minsk 1985, S. 309, Nr. 1683.

Heute ist der Park vollkommen verwildert. Neben dem Gutshaus rosten eine Schaukel und eine Wippe vor sich hin; etwas weiter hat man einige weitere Gebäude, errichtet aus Betonfertigteilen und in unbeholfen-sozialistischer Art dekoriert, rücksichtslos in den einstigen Landschaftsgarten gesetzt. Die Stimmung ist geprägt von Trübnis und Verfall; erstaunlich, dass sich die Dorfjugend ausgerechnet diesen Ort als Refugium für Liebespaare erkoren hat.

 

Die Alexander-Newski-Kirche in Wertelischki

Wo heute das Dorf Wertelischki (weißrussisch Werzjalischki) liegt, befand sich im 14. Jahrhundert das Landgut von David Grodnenski (weißrussisch Davyd Garadsenski; 1289-1326), einem der bedeutendsten Heerführer des Großfürstentums Litauen und Kastellan des Grodnoer Schlosses.  Das Landgut wurde 1324 von Kreuzrittern zerstört. Die Siedlung als solche wird erstmals 1506 erwähnt. 1588 wurde Wertelischki von Grodno aus verwaltet.

Die Existenz einer hölzernen Kirche ist für die 1830-er Jahre nachgewiesen; 1850 gab es bereits ein größeres, steinernes Gotteshaus – die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kirche, die auch heute noch im Nordwesten des Ortes zu finden ist.

Bis 1950 war Wertelischki ein typisches, kleines landwirtschaftliches Dorf – das änderte sich mit der Gründung der Kolchose „Progress“ und der Ansiedlung eines Großbetriebes zum Torfabbau. Ende der 1960-er Jahre wurde Wertelischki zu einem agrarwirtschaftlichen Modellstädtchen: anstelle des alten Dorfes trat eine von Georgij Wladimirowitsch Saborski (1909-1999) geplante, idealtypische Siedlung mit modernen, freistehenden, ein- bis zweistöckigen Häusern, die sich um den Ortskern mit Kulturhaus, Pionierpalast und Verwaltungsgebäude gruppierten und auch heute noch an ein Gartenstädtchen erinnern. Die ursprüngliche Struktur und Architektur des Dorfes ist indessen fast vollständig verloren.

(Abbildung aus: Bolschaja Sowjetskaja Enziklopedija online, abgefragt am 25.02.2020)

Die Dreifaltigkeitskirche in Widsy

Die Dreifaltigkeitskirche in Widsy (auch: Mariä-Geburts-Kirche) ist mit ihren 59 Meter hohen Türmen eines der höchsten katholischen Gotteshäuser von Belarus. Erbaut von 1909 bis 1914, ist es verhältnismäßig jung und vereint in seiner Architektur romanische und neugotische Architekturelemente.

Bereits 1481 hatten aus Vilnius stammende Franziskanerinnen hier eine hölzerne Kirche errichtet, die der Unbefleckten Empfängnis Marias geweiht wurde. Im 18. Jahrhundert wurde die Gemeinde von Jesuiten betreut. Neben der Pfarrkirche bestanden eine Schule und ein Krankenhaus. Nachdem weite Teile Polens 1795 dem Russischen Reich einverleibt worden waren, wurden das Gotteshaus und die zugehörigen Einrichtungen 1818 geplündert. 1835 fiel fast der gesamte Ort Widsy einem Brand zum Opfer; 1867 wurden die Reste der Kirche und der angrenzenden Gebäude endgültig abgerissen. Die Gemeinde bestand indessen fort und zählte 1872 laut den erhaltenen Kirchenbüchern 12.000 Gläubige.

Baubeginn des neuen Gotteshauses war 1909, die Pläne stammten von dem bedeutenden litauisch-polnischen Architekten Vaclovas Michnevičius (1866-1947). Die dreischiffige Basilika mit Querhaus, zwei Sakristeien und Apsis verfügte über zwei mit achteckigen Helmen gedeckte Türme. Zwischen ihnen erhob sich eine dreieckige Fassade, die heute durch eine komplexe, zentrale Fensterrosette bestimmt wird, ursprünglich jedoch ein zentrales, gotisches Hochfenster aufwies. Zinnenartig abgestuftes Mauerwerk schließt die Fassade nach oben hin ab.

Im 1. Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt. Das Dach und einer der Türme stürzten teilweise ein. Die Wiederherstellung zog sich bis 1932 hin; einige Kanonenkugeln und Granaten beließ man zur Mahnung im Mauerwerk. Auch den 2. Weltkrieg überstand die Basilika nicht unbeschadet. Beim Vormarsch der Roten Armee brannte 1943/44 ein Teil der Stadt ab, und auch die Kirche wurde durch die Gefechte schwer beschädigt.

1945 begann unter Pfarrer Albert Nowicki unter großen Anstrengungen und aktiver Hilfe der Gemeindemitglieder der erneute Wiederaufbau. Er konnte jedoch nicht fortgeführt werden: 1949 wurde Nowicki vom NKWD verhaftet und deportiert, die Kirche im Jahr darauf geschlossen. Die Fenster wurden zerschlagen, das Mauerwerk teilweise eingerissen, selbst vor dem Fußboden machte man nicht halt. In der Folgezeit diente das Gebäude als Lager für Flachs, Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Versuche der Gemeinde, die Kirche als Gotteshaus zurückzuerhalten, scheiterten, und 1961 wurde sie gar aus den staatlichen Sakral-Inventaren getilgt und von der Fachschule für Mechanisierung Braslaw als Sporthalle genutzt.

1989 wurde der Bau der Gemeinde zurückgegeben; die Restaurierung ist bis heute nicht abgeschlossen. Das heutige Interieur ist schlicht und modern, da die ursprüngliche Ausstattung mitsamt der Orgel die Zeitläufte nicht überdauert haben.

Schloss Njaswisch

Schloss Njaswisch in der gleichnamigen, im Südwesten Weißrusslands gelegenen Stadt ist eines der herausragenden Architekturdenkmäler des Landes. In seiner über Jahrhunderte währenden Geschichte hinterließen mittelalterliche Baukunst, Renaissance, Barock und Klassizismus ihre Spuren, ergänzt durch die angewandte Kunst lokaler und regionaler Handwerksmeister.

Als das Anwesen im Jahr 1533 in den Besitz der Familie Radziwill gelangte, gab es an der Stelle des heutigen Schlosses bereits einen Vorgängerbau. 1588 wurde dort unter der Leitung des italienischen Jesuitenmönchs und Architekten Giovanni Maria Bernardoni (1541-1605) ein repräsentativer steinerner Bau errichtet.

Auf einem Kupferstich aus dem Jahr 1604 ist das in direkter Nachbarschaft zum Ort Njaswisch gelegene Schloss bereits von Wällen, Wassergräben und Befestigungsmauern umgeben. Der Zugang erfolgte über eine hölzerne Brücke, die bei Bedarf beseitigt werden konnte, was die Anlage in eine kaum einnehmbare Festung verwandelte.

Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt das Schloss nach dem Großen Nordischen Krieg (1700-1721), in dessen Verlauf die schwedischen Truppen 1706 die Stadt Njaswisch niederbrannten und die nur mit 200 unerfahrenen Soldaten besetzte Festung durch Kapitulation einnahmen. Die Verteidigungsanlagen wurden geschleift, das Schloss selbst geplündert und schwer beschädigt.

Erst ab 1720 begannen unter Michal Kazimierz Radziwill (1702-1762) ernsthafte Wiederherstellungs- und Umbauarbeiten. Die Pläne dafür stammten vom Architekten Kazimir Zdanovic (Lebensdaten unbekannt), bei der Umsetzung wirkten die Baumeister Maurizio Pedetti (1719-1799), Carlo Spampani (1750-1783) und Augustyn Wincenty Locci (1640-1732) mit. 1726 und in den darauffolgenden Jahren wurde der Umbau von der Festung zur barocken Residenz vollendet. Auch die Räumlichkeiten und das Interieur wurden wiederhergestellt und mit kunstvoll gefertigten Möbeln, Gemälden und anderen Attributen herrschaftlicher Repräsentation ausgestattet.

Schon das zweistöckige Turmhaus mit seiner gewölbeartigen Tordurchfahrt bietet dem Herannahenden einen imposanten Anblick.

Die steinerne Brücke davor ist eine der ältesten des Landes und ersetzte im 18. Jahrhundert die vormalige, hölzerne Brücke.

Im Innenhof bildeten drei steinerne, freistehende Gebäude ein repräsentatives Ensemble. Den der Einfahrt gegenüberliegenden dreistöckigen Palast bewohnte Fürst Radziwill. Links davon befand sich ein ebenfalls dreistöckiger, kasernenartiger Bau mit einem hohen Wachturm, im rechten Flügel waren die Wirtschaftsräume untergebracht. Diese beiden zunächst freistehenden Gebäude wurden durch eine einstöckige, später aufgestockte Galerie miteinander verbunden.

Die Fassaden beeindrucken mit kunstvollen architektonischen Details: Pilastern, Reliefs, skulpturalen Elementen und Stuckverzierungen. Insbesondere der Mittelgiebel mit dem fürstlichen Wappen war besonders reich verziert. Dieses Gebäude mit seinem annähernd quadratischen Grundriss ist bis heute gut als „Keimzelle“ des Palasts erkennbar.

Im Innern gab es zwölf Säle, von denen jeder individuell gestaltet und eingerichtet war. Schnitzereien, Stuck, Wandgemälde und reich verzierte Kamine und Kachelöfen sorgten für ein standesgemäßes Ambiente, ergänzt durch eine umfangreiche Gemäldegalerie.

Mit 20.000 Bänden war die Bibliothek Ende des 18. Jahrhunderts der größte Bücherschatz in privater Hand, in dem auch seltene Handschriften und Erstauflagen bewahrt wurden. Ein eigenes Archiv beherbergte historische Akten, Urkunden und Briefe aus der Feder Peters d. Gr. Ludwigs XV., Ludwigs XVI., Karls XII. und anderer Herrscher und Würdenträger.

Schon in den Vorgängerbauten hatte es eine fürstliche Privatkapelle gegeben – in einem der achteckigen Türme, die den ursprünglichen Palastbau zierten. 1740 wurde im renovierten Schloss erneut eine Kapelle eingerichtet, für deren Gestaltung und Ausstattung wiederum Kazimir Zdanovic verantwortlich zeichnete – der Architekt, der in den 1720-er Jahren den Wiederaufbau des Schlosses geplant und beaufsichtigt hatte.

Die verschiedenen Gebäudeteile, die Türmchen und Zierelemente eröffnen je nach Standort des Betrachters mannigfaltige perspektivische Ein-, Aus- und Durchblicke, und der das Schloss umgebende Park, der mehr als 90 Hektar groß war, gab der herrschaftlichen Architektur den gebührenden Rahmen.

Im Süden des Ortes gab es noch einen weiteren Park, „Alba“ genannt. Er war älter und beherbergte die Sommerresidenz der Radziwills: einen hölzernen Palast, einer „Eremitage“ (in der tatsächlich Einsiedler speziell einquartiert wurden und wo auch der Fürst selbst Ruhe und Einkehr suchte; hier bewahrte er auch einen Teil seiner umfangreichen Ikonensammlung), ein Brauhaus, eine Bäckerei, einen Gemüse- und einen Obstgarten, ein Tiergehege und anderen Einrichtungen. Er umfasste etwa 200 Hektar, verfügte über ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem und bestand aus einem geometrisch-regelmäßigen und einem naturähnlich-unregelmäßigen Teil. Die Gebäude sind nicht erhalten, lediglich die Kornbrennerei, erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts, zeugt mit ihrer Fassade mit Reminiszenzen an Jugendstil und Art Déco vom einstigen Geschmack und Kunstsinn der Radziwills.

Während der Napoleonischen Kriege wechselte Dominik Hieronimus Radziwill (1786-1813), der letzte Spross der Njaswischer Linie des Fürstengeschlechts, auf die Seite Napoleons und blieb ihm auch bei dessen Rückzug treu. Schloss Njaswisch war zeitweilig die Residenz Jérôme Bonapartes gewesen, Napoleons jüngeren Bruders (1784-1860). Zwar versuchte Dominik Radziwill beim Rückzug der französischen Armee, die Rettung der auf Schloss Njaswisch bewahrten Kunstschätze und Sammlungen zu veranlassen, jedoch ohne Erfolg. Die aus mehr als 12.000 Stücken bestehende Münz- und Medaillensammlung gelangte an die Universität Charkow, die Sammlung religiöser Kunst nach Moskau, der Großteil der übrigen Kunstwerke wurde in die St. Petersburger Eremitage gebracht oder den Sammlungen des Zarenhofes einverleibt.

Es folgten Jahrzehnte, in denen Schloss Njaswisch vernachlässigt wurde. Nicht nur die Polnische Revolution von 1830/31, in der sich polnische Patrioten gegen die russische Besatzungsmacht erhoben, verhinderte eine konstante und beständige Bewirtschaftung des Schlosses und seiner Ländereien. Das schwindende Interesse der Radziwills und ihre begrenzten Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Geschicke des Palastes taten ein Übriges. Er stand jahrelang leer, die Parkanlagen verwahrlosten.

Erst Anton Wilhelm Fürst Radziwill (1833-1904), preußischer Artilleriegeneral unter König Wilhelm I., nahm sich des Schlosses an, um gegenüber dem Russischen Reich die Besitzrechte an den auf russischem Staatsgebiet liegenden Gütern der Radziwills nicht zu verlieren. 1865, beim ersten Besuch eines Radziwill auf dem Stammsitz seit einem halben Jahrhundert, war die Residenz in so schlechtem Zustand, dass der Fürst mit seiner Gattin Räumlichkeiten in einem Palais eines Verwandten in Njaswisch beziehen musste. Erst zehn Jahre später war das Schloss so weit gesichert und teilweise instandgesetzt, dass die Familie es wieder in Besitz nehmen konnte. Unter großen Anstrengungen konnten bis zur Jahrhundertwende Teile der Kunstsammlung, der historischen Waffensammlung, der Sammlung von Siegeln des Großfürstentums Litauen und schließlich auch ein Teil des Archivs wieder nach Schloss Njaswisch geholt werden. Auch die Parkanlagen wurden Schritt für Schritt in ursprünglicher Schönheit und Größe wiederhergestellt.

Während des 1. Weltkriegs und den Revolutionsjahren blieb die gesamte Anlage im Wesentlichen unverändert. Das änderte sich 1939, als die Sowjetmacht mit der Residenz zunächst nichts anzufangen wusste. Pläne, sie in ein Museum, ein Technikum für Straßenbau oder ein Erholungsheim zu verwandeln, wurden zwar zunächst nicht umgesetzt, aber die Kunstsammlungen und die Bibliothek wurden erneut auf verschiedene Institutionen verteilt. Viele dieser Schätze gingen verloren – diesmal unwiederbringlich.

Im 2. Weltkrieg betrieben die Deutschen im Schloss ein Militärhospital. Viele der zu dieser Zeit im Schloss noch vorhandenen Kunstschätze wurden während dieser Zeit nach Berlin verbracht. Unmittelbar nach Kriegsende gelang es zwar, einen Teil davon zurückzuholen, doch sie gelangten nicht mehr nach Njaswisch. Das Radziwill-Archiv wurde Teil des Nationalen Historischen Archivs von Belarus, die Bibliothek wurde in die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften der Weißrussischen SSR eingegliedert.

Im Schloss selbst wurde ein Sanatorium für Patienten mit Nerven- und Herz-Kreislauferkrankungen eingerichtet. Die dafür notwendigen Umbauten ließen kaum einen Bereich unberührt, so dass zur Jahrtausendwende im Innern der einstigen Residenz nichts mehr an die frühere fürstliche Pracht erinnerte. Das Sanatorium Belmeschkolchossdrawnizy wurde 2001 geschlossen, das Schloss mitsamt seiner Parks dem belarussischen Kulturministerium zur Restaurierung übergeben.

Doch erst nach einem Brand im Dezember 2002 begannen die Arbeiten zur Sicherung und Wiederherstellung der Residenz. Sie dauerten ein volles Jahrzehnt und waren nicht unumstritten. Experten bemängelten, dass moderne Techniken und Materialien zur Anwendung kamen, die die ursprünglichen architektonischen Charakteristika verfälschten oder gar vernichteten und damit den international anerkannten Methoden zur Erhaltung historischer Bausubstanz widersprachen.

2005 wurde die gesamte Anlage in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Heute ist Schloss Njaswisch eines der berühmtesten nationalen Denkmäler von Belarus und wird jährlich von Hunderttausenden Touristen aus dem In- und Ausland besucht.

Die Corpus-Christi-Kirche in Njaswisch

Die Corpus-Christi-Kirche in Njaswisch wurde von 1587 bis 1593 erbaut und ist Grablege der Fürsten Radziwill. In der Krypta der Kirche stehen 78 Sarkophage mit ihren sterblichen Überresten.

In unmittelbarer Nähe steht der sogenannte Schlossturm, der zusammen mit der – nicht erhaltenen – Tordurchfahrt die Grenze zwischen städtischem und fürstlichem Territorium markierte. Der Turm stammt aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts; sein ursprüngliches Äußeres ist vollständig erhalten.

Das Landgut in Saljadie

Vom Gutshaus in Saljadie ist heute keine Spur mehr erhalten. Das gilt für viele Landgüter im heutigen Weißrussland. Saljadie war zunächst im Besitz des Adelsgeschlechts der Radziwills, später ging es an den Richter Viktor Domanski über, deren Nachkommen es bis Anfang des 20. Jahrhunderts bewohnten. Das klassizistische Gebäude beherbergte eine Orangerie, es gab Möbel, die von lokalen Handwerksmeistern angefertigt worden waren, Familienporträts, sächsisches Porzellan und holländische Fayencen schmückten die Räumlichkeiten. All das ging zusammen mit dem Gutshaus unter.

Heute sind kaum noch Spuren des Landguts zu sehen, das über eine Pappel- und Rosskastanienallee erreicht werden konnte. Sie führte durch einen naturalistisch angelegten Landschaftspark, der ebenso verschwunden ist wie die beiden ältesten Gebäude des Ensembles, ein Wohnspeicher und eine Werkstatt. Ihre Wände bestanden aus mit Lehm beworfenem Reisiggeflecht.

Einziges Relikt des Landguts ist die an der Zufahrt zum ehemaligen Park gelegene Ruine der einstigen Mühle. Äußerlich erinnert sie mit ihrem mittleren, architektonisch hervorgehobenen Teil eher an eine Kornbrennerei oder ein Brauhaus.

Die Seitenflügel verfügen lediglich über ein Stockwerk. Das Ziegelmauerwerk ist nicht nur von hoher baulicher Qualität, sondern zeigt auch dekorative Elemente. Die zentrale Fassade dominieren zwei große Halbbogen-Fensteröffnungen, die Gebäudeecken sind in Form von Eckpfeilern gestaltet. Alle Giebel ziert unterhalb der Dachkante stufenförmig angeordnetes Ziegelmauerwerk; Zinnen- und Zahnfriese gliedern die Fassaden der seitlichen Giebel.