Die evangelische St. Marienkirche in Polozk

Die evangelische St. Marienkirche in Polozk wurde im Dezember 1888 feierlich geweiht. Bereits seit 1775 hatte es ein hölzernes Kirchengebäude für die deutsche evangelisch-lutherische Gemeinde gegeben, das wegen der ca. 850 Gläubigen, die die Gemeinde in Polotzk und Umgebung umfasste, zu klein geworden war.

Das rote, unverputzte Backsteingebäude im neogotischen Stil hat einen rechteckigen Grundriss mit Apsis. Die Hauptfassade wird vom zweistöckigen Turm mit seinem spitzen Dachhelm dominiert. Die Geschosse des Turms sind mit Gesimsen abgesetzt. Ins Gebäudeinnere gelangt man durch ein Spitzbogenportal; die Außenwände zieren rundum Strebepfeiler, Lanzettöffnungen und Fialen.

Bis zur Oktoberrevolution diente die neue Kirche ihrer Gemeinde als Andachts- und Versammlungsort. 1924 wurde sie endgültig ihrer ursprünglichen Funktion beraubt. Anfang der 1930-er Jahre wurde das regionale Heimatmuseum aus der Sophienkathedrale hierher verlegt. Nach dem 2. Weltkrieg nutzte man die Kirche zunächst als Kino und später als Getreidespeicher.

1948 wurde die Kirche endgültig zur neuen Heimat des Regionalgeschichtlichen Museums. Es präsentiert etwa 2.000 Exponate – von archäologischen Funden aus der Frühzeit bis hin zu Objekten des 20. Jahrhunderts. Historische Fotos, Waffen, Haushaltsgegenstände, Druckerzeugnisse und Zeitschriften veranschaulichen das politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben in verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte.