Kategorie: Städte und Ortschaften

Das Landschulhaus in Rimuti

Zwischen den Dörfern Rimuti und Bykowskie liegt, etwa einen Kilometer südwestlich des Pogoschtscha-Sees, eine kleine Landschule. Mitten in den Wiesen und Feldern steht das hölzerne Gebäude aus den 1930-er Jahren auf einem von Bäumen umgebenen Grundstück. Allmorgendlich um sieben Uhr fünfundzwanzig bringt ein Bus die Kindergarten- und Vorschulkinder hierher.

Die Pädagoginnen und Pädagogen wenden bei der Betreuung und Erziehung der Kinder moderne Methoden an, die nicht durchweg im Einklang mit den offiziellen belarussischen Lehrplänen stehen.

Widsy

Widsy ist eine Kleinstadt im Kreis Braslaw in der Region Vitebsk. Erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt, zeugen heute nur noch literarische Quellen von den Anfängen der Siedlung. In den beiden Weltkriegen ging der Großteil der aus der Zeit vor Beginn des 20. Jahrhunderts stammenden Baudenkmäler verloren.

Der Marktplatz, der heute eine Mischung aus Park und Fußgängerzone ist, wird von einigen steinernen Wohngebäuden aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eingerahmt.

Die Struktur des Städtchens mit einer zentralen Hauptstraße und in beide Richtungen abzweigenden Nebenstraßen ist über die Jahrhunderte im Wesentlichen unverändert geblieben.

Sehenswert ist die Dreifaltigkeits-Kirche in der Ortsmitte.

Opsa

Opsa ist ein Dorf im Kreis Braslaw (Region Witebsk). Es liegt am Ufer des Opsa-Sees, 18 Kilometer südwestlich von Braslaw an der Straße zwischen Braslaw und Postawa. Die Staatsgrenzen zu Lettland und Litauen sind quasi nur einen Steinwurf entfernt.

In schriftlichen Quellen wird Opsa erstmals im Jahr 1500 erwähnt, als der litauische Großfürst Alexander der Jagiellone (Alexandr Jagellontschik, 1461-1506) Opsa dem Smolensker Fürsten Glasyn zur vorübergehenden Nutzung überließ.

Nach der dritten polnischen Teilung (1795) befand sich Opsa auf dem Territorium des Russischen Reiches.

Während Napoleon Bonapartes Russlandfeldzug schlug hier am 6. Juli 1812 General M. B. Barclay de Tolly (1761-1818), Kommandeur der 1. russischen Westarmee, sein Quartier auf, am 11. Juli 1812 gefolgt vom Kommandeur des französischen Kavalleriekorps, Marschall Joachim Murat (1767-1815).

1859 hatte Opsa 11 Höfe und 163 Einwohner. 1864 wurde die öffentliche Schule eröffnet. Anfang des 20. Jahrhunderts zählte Opsa 415 Einwohner im Ort und 55 Personen auf dem Landgut der Grafen Plater. Während des 1. Weltkriegs waren im Ort, auf dem Landgut und in seiner Umgebung Einheiten der russischen Armee, Sanitäts- und Nachschubeinrichtungen sowie Lazarette untergebracht.

Nach dem Friedensvertrag von Riga (1921) gehörte Opsa zur Zweiten Polnischen Republik (1918-1939). 1931 lebten 907 Einwohner in Opsa. Acht Jahre darauf lag das Dorf wiederum auf dem Staatsgebiet der UdSSR – bis zu ihrer Auflösung 1991.

Opsa war zwischen Juli 1941 und Juli 1944 von deutschen Truppen besetzt. Im Juni 1942 zwangen die Deutschen die in Opsa lebenden Juden, sich in einem zuvor eingerichteten Ghetto zu sammeln, wo sie fortan den Misshandlungen und Demütigungen der Besatzer schutzlos ausgesetzt waren. Anfang Juli 1942 waren dort noch 300 Menschen am Leben. Sie wurden am 1. September 1942, dem Vorabend des jüdischen Neujahrsfestes, in das Ghetto der Nachbarstadt Braslaw getrieben. Am 19. März 1943 wurden alle dort verbliebenen Gefangenen von den Deutschen ermordet.

2019 betrug die Einwohnerzahl des Dorfes 537 Personen.

Opsa, Dorfstraße
Das frühere Pfarrhaus, heute Sanitätsstation des Ortes

Die Dorfschule in Usmjony

Der Name des Dorfes Usmjony geht auf das slawische uzmen zurück, was so viel wie „Hochebene, Hochland“ bedeutet. In der Tat liegt der Ort auf einem Hügel oberhalb der westlichen Dwina.

Eine Gemeindeschule wird erstmals 1897 erwähnt. Offenbar fanden die Schulstunden im direkt neben der St. Nikolaus-Kirche (erbaut 1882) gelegenen Pfarrhaus statt. Eine weitere schriftliche Quelle zu der Schule stammt aus dem Jahr 1913 und beinhaltet Anweisungen des litauischen Diözesanschulrates zur Organisation des Unterrichts.

Zwischen 1921 und 1939 gab es in Usmjony eine polnische Grundschule.

Nach einer vorübergehenden Unterbrechung während der Besetzung durch die Nationalsozialisten wurde der Schulbetrieb 1944 wieder aufgenommen. Zunächst als Förderschule mit sieben Jahrgängen geführt, war die Schule später bis 1988 Grundschule. Heute wird sie als allgemeinbildende Sekundarschule bezeichnet.

In den 1980-er Jahren wurde die Schule saniert und erweitert; vom alten hölzernen Pfarrhaus ist heute nichts mehr zu sehen. Das Gebäude beherbergt den Klassenzimmertrakt, die Verwaltung und eine Turnhalle. Auch ein kleines Heimatmuseum hat Platz gefunden – eingerichtet von einer ehemaligen Pädagogin der Schule, der engagierten Geschichtslehrerin Natalja Tomaschewitsch. Gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern plante und vollzog sie den Aufbau der Ausstellung, in der eine steinerne Pfeilspitze und eine Axt aus dem 4. Jahrtausend v. Chr., eine Geldbörse aus Silberdraht aus dem 19. Jahrhundert und Dokumente aus dem 19. und 20. Jahrhundert gezeigt werden.

Seit dem 17. Jahrhundert war Usmjony im Besitz verschiedener Adelsgeschlechter. An der Wende zwischen dem 18. und 19. Jahrhunderts ließ der letzte Abkömmling der Grafen Schtschit auf seinem am gegenüberliegenden Dwina-Ufer gelegenen Besitz Justinianowo ein Herrenhaus, eine Kapelle und eine Kirche bauen. Keines dieser herrschaftlichen Gebäude ist erhalten. Einzig die frühere, zum Gutshaus führende Allee gibt noch einen vagen Eindruck von der einstigen Schönheit der Anlage.

62 Schülerinnen und Schüler besuchten im Schuljahr 2021 / 2022 die Schule in Usmjony. Hinzu kam eine Vorschulgruppe mit 13 Kindern. Das Kollegium umfasst 17 Lehrkräfte.

Das Kino „Freundschaft“

Das Kino „Druschba“ (Freundschaft) in Braslaw. Im Programm sind „Videofilme, nach Wahl des Publikums, täglich um 18 und um 20 Uhr, außer montags und dienstags“ sowie nachmittags um 16 Uhr Kinderfilme – ebenfalls gemäß der Zuschauerwünsche. Die Plakate rechts und links vom Eingang, die dies verkünden, sind handgemalt.

Im Gebäude sind einige Räumlichkeiten an kleine Handwerksbetriebe vermietet. Die Firma „Tele-Master“ offeriert die Reparatur von Fernsehern, Mobiltelefonen und Audio- und Videogeräten.

Und nach dem Betreten des Foyers bietet gleich rechts eine Schusterwerkstatt ihre Dienste an.

„Ausgang. Drücken“

Polozk

Polozk (belarusisch Polazk; abgeleitet vom nahe der Stadt gelegenen Fluss Polota) ist die älteste Stadt in Belarus. Erstmals erwähnt wird der Ort 862 in der ältesten erhaltenen ostslawischen Chronik, der Nestorchronik (verf. 1113-1118), doch archäologische Funde belegen, dass hier schon um über ein Jahrhundert früher Menschen siedelten. Mitte des 10. Jahrhunderts war der Ort mit Erdwällen geschützt. Im 11. Jahrhundert schlossen sie eine Fläche von 180 Hektar ein.

Aufgrund seines reichen historischen Erbes bietet Polozk eine große Zahl an Sehenswürdigkeiten

Seit Anfang des 14. Jahrhunderts war Polozk Teil des Großfürstentums Litauen und entwickelte sich zu einem wichtigen Handelszentrum. 1498 wurde der Stadt das Magdeburger Recht verliehen, das die Gerichtsverfassung, das Handels,- Erb- sowie das Strafrecht vereinheitlichte. Nach der Eroberung von Polozk durch Iwan den Schrecklichen (1563) verlor die Stadt allmählich ihre wirtschaftliche Bedeutung. Im Zuge der Polnischen Teilungen dem Russischen Reich einverleibt, war sie nur noch eine bedeutungslose Kleinstadt.

In den Kriegen und Konflikten der Neuzeit spielte Polozk immer wieder eine Rolle. 1812 besiegten hier russische Truppen Teile von Napoleon Bonapartes Grande Armée. Polozk geriet durch die Kämpfe in Brand und musste evakuiert werden. Im Ersten Weltkrieg war es zwischen Frühjahr und Herbst 1918 von deutschen Truppen besetzt. Und zwischen 1919 und 1921 musste sich der neu konstituierte polnische Staat im Polnisch-Sowjetischen Krieg gegen Expansionsbestrebungen Russlands zur Wehr setzen; Polozk war in dieser Zeit unter polnischer Kontrolle, kam jedoch nach dem Friedensvertrag von Riga wieder an Sowjetrussland.

Am 30. Juni 1941 nahm die deutsche Wehrmacht Polozk ein. Fast alle der rund 8.000 in der Stadt ansässigen Juden wurden verschleppt und ermordet. Vier Jahre später (Juni bis August 1944) tobten dort im Rahmen der russischen Gegenoffensive die Kämpfe zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht; die Stadt wurde bis zu ihrer Befreiung im Juli fast vollständig zerstört. Sämtliche Industriebetriebe waren vernichtet, die Elektrizitätswerke, Bahnanlagen und die gesamte Lebensmittel-Infrastruktur lagen in Trümmern.

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die Stadt wiederaufgebaut. Sie hat heute rund 80.700 Einwohner, unter ihnen sind nur wenige hundert Menschen jüdischen Glaubens.

Die ehemalige Orthodoxe Theologische Schule (2. Hälfte 19. Jh.), heute Sitz der Bezirksverwaltung

Der Rundfunk-Tum in Grodno

Der Fernseh- und Rundfunkturm in Grodno ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Mit seinen 254 Metern Höhe überragt er alle anderen Bauwerke und erhebt sich weit über die neu entstehenden Hochhäuser.

Die erste Rundfunkantenne in Grodno war ein freistehender Radiomast mit einer Höhe von 75 Metern und einer Reichweite von ca. 15 Kilometern. Er befand sich auf der sogenannten Sobatschja Gorka, dem Hunde-Hügel unweit vom Bahnhof im Zentrum der Stadt.

Der Vorläufer des jetzigen Turmes war ein 139 Meter hoher Mast in Stahlrohr-Bauweise, der sich bereits am Standort des heutigen Sendeturms befand.

Baujahr: 1984
Bauzeit: 22 Monate
Grundfläche: 35 x 35 Meter
Höhe: 254 Meter


Das Konstruktionsprinzip (Stahlfachwerkturm; über 700 Tonnen Metall wurden verbaut) weist eine augenfällige Besonderheit auf: die vier horizontalen Arme, die die Spitze abspannen, ohne selbst am Boden verankert zu sein.

Schwesterbauwerke: Sender Astara, Aserbaidschan (243,90 Meter), Sender Witebsk, Belarus (244 Meter), Sender Wavre, Belgien (250 Meter; einziger Turm mit diesem Konstruktionsprinzip außerhalb der ehemaligen Sowjetunion).

Die letzte Renovierung fand 2013 statt. Industriekletterer aus Brest entfernten die alte Beschichtung vom Stahlskelett; danach wurden über 2 Tonnen Grundierung und Farbe neu aufgetragen.

Gerüst-Wald

Im Weißrussischen bedeutet „Baugerüst“ будаўнічыя лясы“ (budaunitschyja ljasy), im Russischen „леса“ (lesa). „Les“ heißt im Russischen (wie auch im Weißrussischen, hier auch „Ljasy“) zugleich auch „Wald“.

Eine schöne lexikalische Mehrdeutigkeit angesichts der oftmals kühn konstruierten Baugerüst-„Wälder“ an so manchem Gebäude!