Polozk

Polozk (belarusisch Polazk; abgeleitet vom nahe der Stadt gelegenen Fluss Polota) ist die älteste Stadt in Belarus. Erstmals erwähnt wird der Ort 862 in der ältesten erhaltenen ostslawischen Chronik, der Nestorchronik (verf. 1113-1118), doch archäologische Funde belegen, dass hier schon um über ein Jahrhundert früher Menschen siedelten. Mitte des 10. Jahrhunderts war der Ort mit Erdwällen geschützt. Im 11. Jahrhundert schlossen sie eine Fläche von 180 Hektar ein.

Aufgrund seines reichen historischen Erbes bietet Polozk eine große Zahl an Sehenswürdigkeiten

Seit Anfang des 14. Jahrhunderts war Polozk Teil des Großfürstentums Litauen und entwickelte sich zu einem wichtigen Handelszentrum. 1498 wurde der Stadt das Magdeburger Recht verliehen, das die Gerichtsverfassung, das Handels,- Erb- sowie das Strafrecht vereinheitlichte. Nach der Eroberung von Polozk durch Iwan den Schrecklichen (1563) verlor die Stadt allmählich ihre wirtschaftliche Bedeutung. Im Zuge der Polnischen Teilungen dem Russischen Reich einverleibt, war sie nur noch eine bedeutungslose Kleinstadt.

In den Kriegen und Konflikten der Neuzeit spielte Polozk immer wieder eine Rolle. 1812 besiegten hier russische Truppen Teile von Napoleon Bonapartes Grande Armée. Polozk geriet durch die Kämpfe in Brand und musste evakuiert werden. Im Ersten Weltkrieg war es zwischen Frühjahr und Herbst 1918 von deutschen Truppen besetzt. Und zwischen 1919 und 1921 musste sich der neu konstituierte polnische Staat im Polnisch-Sowjetischen Krieg gegen Expansionsbestrebungen Russlands zur Wehr setzen; Polozk war in dieser Zeit unter polnischer Kontrolle, kam jedoch nach dem Friedensvertrag von Riga wieder an Sowjetrussland.

Am 30. Juni 1941 nahm die deutsche Wehrmacht Polozk ein. Fast alle der rund 8.000 in der Stadt ansässigen Juden wurden verschleppt und ermordet. Vier Jahre später (Juni bis August 1944) tobten dort im Rahmen der russischen Gegenoffensive die Kämpfe zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht; die Stadt wurde bis zu ihrer Befreiung im Juli fast vollständig zerstört. Sämtliche Industriebetriebe waren vernichtet, die Elektrizitätswerke, Bahnanlagen und die gesamte Lebensmittel-Infrastruktur lagen in Trümmern.

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die Stadt wiederaufgebaut. Sie hat heute rund 80.700 Einwohner, unter ihnen sind nur wenige hundert Menschen jüdischen Glaubens.

Die ehemalige Orthodoxe Theologische Schule (2. Hälfte 19. Jh.), heute Sitz der Bezirksverwaltung