Die Mariä-Entschlafens-Kirche in Sarja

Die Kirche ist eine einschiffige, neogotische Basilika mit rechteckigem Grundriss, einer fünfseitigen Apsis und zwei kleinen Sakristeien. Die Komposition der Hauptfassade ist dreiteilig gestuft. Den zentralen Teil bildet das Portal, das, flankiert von 5-seitigen Strebepfeilern mit Fialen, mit einem Ziergibel mit Rosette bekrönt wird.

Die Außenwände des Kirchenschiffs erhalten ihre ausgeprägte Plastizität durch die gestuften, mit Architraven verzierten Fensteröffnungen und eine durchgehende Arkade. Im Innern überdacht ein Kreuzgewölbe das Kirchenschiff. Die Empore mit einer bogenförmigen Balustrade wird von zwei Säulen getragen.

Der Adlige und Gutsbesitzer Ignati Dominik Lopatinski (1822-1882) beauftragte den preußischen Architekten Friedrich Gustav von Schacht (1820-1886) mit dem Entwurf einer Kirche zum Gedenken an Maria Lopatinskaja (geb. Szumska), die früh verstorbene Ehefrau des Gutsherrn. Der Architekt sah sich mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, dass der Bau sowohl die Schönheit der früh verstorbenen Gattin symbolisieren sollte als auch die Tiefe der Gefühle des Witwers für sie. Fünf Jahre nach Baubeginn wurde die Kirche 1857 vollendet.

Als mit der dritten polnischen Teilung (1795) die Existenz der polnisch-litauischen Adelsrepublik endete, fiel der größte Teil Weißrusslands an das Russische Reich, und in den folgenden Jahrzehnten setzte eine immer mehr zunehmende Russifizierungspolitik ein. 1839 löste Zar Nikolaus I. die Unierte Kirche auf (die in ostkirchlicher Tradition stand, deren Mitglieder aber römisch-katholischen Bekenntnisses waren). Die Gläubigen, der Großteil der weißrussischen Bauern, wurden in die Russisch-Orthodoxe Kirche eingegliedert. Der misslungene Aufstand von 1863 gegen diese und weitere Russifizierungsmaßnahmen führte zu deren nochmaligen Intensivierung, und in diesem Lichte ist ebenfalls die 1865 erfolgte Übereignung der Kirche von Sarja an die Russisch-Orthodoxe Kirche zu verstehen.

1935 wurde das Gotteshaus geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand es als Lager und später als Tanzsaal und Klubhaus Verwendung, bevor es Ende der 1980-er Jahre teilweise restauriert und der katholischen Kirche zurückgegeben wurde. Bereits im Folgejahr wurde die Basilika der russisch-orthodoxen Mariä-Himmelfahrts-Gemeinde übereignet.

Noch 2009 war das Gebäude in schlechtem Zustand. Einer der Türme war zerstört, Teile der Seitenwände befanden sich im Zustand fortgesetzten Verfalls. Inzwischen ist die Kirche vollständig restauriert und kann als eines der schönsten und beeindruckendsten neugotischen Bauwerke in Belarus bestaunt werden.