Kategorie: Natur

Birken

Die Birke spielt im slawischen Volksglauben eine wichtige Rolle. Neben dem Hause wachsend, beschützte sie Familie und Hof. Ihr Saft und auch ihre Blätter dienten zur Nahrungsmittelgewinnung, ihr Holz wurde zur Herstellung von Gefäßen und anderen Alltagsgegenständen verwendet. Die ältesten russischen Schriftzeugnisse wurden zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert vorwiegend in Nowgorod auf Birkenrinde verzeichnet. Nicht zuletzt deshalb gilt der Baum in Russland als nationales Symbol und hat eine ähnliche Bedeutung auch in den westslawischen Gebieten, im Baltikum und in Skandinavien.

Auch in Weißrussland gehört die Birke zum Landschaftsbild. Als anspruchslose Pionierpflanzen gedeiht sie auf nährstoffarmen Böden, kommt mit trockenen wie feuchten Untergründen gleichermaßen gut zurecht und erschließen sich als schnell wachsende Bäume Brachflächen, Feld- und Wiesenraine und Sumpfgebiete.

Alleen in Weißrussland

Weißrussland ist ein sehr flaches Land. Die höchste Erhebung, der Dzerschinski-Berg,  misst gerade einmal 345 Meter. Ein Drittel des Landes sind bewaldet, ein Prozent seiner Fläche machen die mehr als 10.000 Seen aus, die oft nahe beieinander liegen oder durch kleinere und größere Fließgewässer verbunden sind.

Bei Fahrten durchs Land fällt folgerichtig die ausgeprägte Weite der Landschaft auf. Oft sind beidseits der Landstraßen Hecken angepflanzt, die die Verkehrswege vor Witterungseinflüssen schützen, aber auch das Landschaftsbild gliedern. Andernorts fährt man durch kilometerlange Alleen; zwischen den Stämmen und Kronen ihrer Bäume zeichnet das Sonnenlicht flirrende Muster auf den Asphalt.

Auch in Städten und selbst in kleineren Ortschaften findet man oft von Bäumen gesäumte Straßen vor. Oft sind die Stämme weiß bestrichen – nicht nur aus dekorativen Gründen, sondern auch, um Schädlingsbefall vorzubeugen.

Baustelle im Nirgendwo

Fast wirkt es so, als wäre diese Baustelle im Niemandsland – tatsächlich handelte es sich aber um Drainage-Arbeiten zur Be- und Entwässerung landwirtschaftlich genutzter Flächen.

Knopka – Knöpfchen

Knopka (Knöpfchen), ein Mischlingswelpe aus einem Dorf im Westen Weißrusslands, wurde in einer aufgegebenen Kaserne aufgefunden, zeigte sich sehr anhänglich und konnte später an einen neuen Besitzer weitergegeben werden. Dieses Glück hat nicht jedes herrenlose Tier. In ländlichen Gebieten gibt es eine große Zahl von ihnen, vor allem Katzen. Doch auch Hunde trifft man allenthalben an, insbesondere dort, wo Nahrung für sie abfällt: auf Müllkippen, bei Schlachthöfen und vor Lebensmittelgeschäften. Oft werden diese Tiere von mitleidigen Arbeitern oder Anwohnern versorgt.

In den Großstädten ist die Lage nochmals deutlich dramatischer. In der Millionenstadt Minsk gibt es ein staatliches Tierheim, in dem krank eingelieferte Tiere sofort eingeschläfert werden und – bei Kapazitätsüberschreitung – überzählige Hunden und Katzen unverzüglich. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal, und auch die Unterbringung der Tiere – auch im Winter teilweise in offenen Zwingern – ist nicht artgerecht.

Einige kleinere private Initiativen versuchen Abhilfe zu schaffen, doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Die Einrichtungen werden ausschließlich privat finanziert und von Freiwilligen betreut.

Die Weißrussen sind ausgesprochen tierlieb. In merkwürdigem Gegensatz dazu steht die große Anzahl herrenloser Tiere, die bei den Menschen weniger Mitleid als vielmehr Ablehnung und Ekel hervorrufen.

Markante Landmarken: Wassertürme

Zum weißrussischen Landschaftsbild gehören sie einfach dazu: Kleine stählerne Wassertürme, oft in der Nähe von Dörfern oder Datscha-Siedlungen. Ihre Silhouette geht auf die Konstruktion des sowjetischen Ingenieurs A. A. Roschnowski zurück, der diese nach ihm benannten Türme im Jahre 1936 plante und die sich in der Folgezeit in der gesamten Sowjetunion großer Beliebtheit erfreuten.

Konstruktion, Aufbau und Unterhaltung sind denkbar einfach, der Betrieb und die Wartung erfordern nur geringen Aufwand. Eine Heizvorrichtung zur Vermeidung des Einfrieren des Vorratswassers ist nicht erforderlich, da das Verhältnis zwischen der Größe des Reservoirs und des Wasserzu- und Abflusses auch bei Temperaturen bis – 35 Grad Celsius ein Einfrieren verhindert (die entsprechenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten waren bereits 1925 vom Ingenieur P. I. Semskow errechnet worden). In größeren Dörfern versorgen mehrere kleinere Wassertürme einzelne Straßen oder Viertel mit Wasser. Auch als Löschwasser-Reservoir finden die Roschnowski-Wassertürme Verwendung.

In ländlichen Gebieten sind diese Bauten eine einfache Konstruktion aus Stahlblech. Das Reservoir fasst i.d.R. zwischen 15 und 50 Kubikmeter Wasser. Die Säule, auf der das Reservoir ruht, ist zwischen 12 und 20 Metern hoch und hat, je nach Größe des Vorratsbehälters, einen Durchmesser von 1,20 bis 3 Metern (in Großstädten fassen Roschnowski-Wassertürme mehrere tausend Kubikmeter Wasser und sind auch äußerlich entsprechend größer und aufwendiger gebaut). Zur Wartung und Kontrolle ist außen eine einfache stählerne Leiter angebracht; an der Säule und am Reservoir erlauben Luken die Sichtkontrolle des Inneren. Im Turm selbst befinden sich die Leitungen für Wasserzu- und Ablauf, die Wasserstands-Messeinrichtung , die bei Erreichen des Maximalpegels die i.d.R. in einem Nebengebäude untergebrachte Wasserförderpumpe abschaltet. Bei größeren Türmen ist auch im Innern des Fußes eine Leiter für Wartungsarbeiten angebracht.

Roschnowski erhielt für seine Konstruktion 1942 den Stalin-Orden.