Die Mariä-Verkündigungskirche in Adamowitschi (1854), einem nur wenige Kilometer von der Grenze zu Polen entfernten Dörfchen, ist schon von weitem zu sehen und leicht zu finden. Es ist Samstag Mittag. Im blauen Himmel singt eine Lerche, irgendwo im Dorf kräht ein Hahn, die Bäume hinter der Kirche veranstalten Schattenspiele auf dem idyllischen Friedhof.
An der Straße zwischen Friedhof und Kirche tuckert auf seinem Traktor ein Bauer vorbei. Er empfiehlt, die im ehemaligem Bauernhäuschen neben der Kirche lebenden Nonnen zu bitten, die Kirche aufzuschließen. Das Haus liegt inmitten eines liebevoll gestalteten „Kloster“-Gartens, aus dessen Zentrum eine buntbemalte Marienfigur aus Gips die Gegend segnet.
Hinter dem Haus sitzt eine kleine Festgesellschaft beisammen – es ist Hochzeit. So nennt man es hier offenbar wirklich, wenn eine Novizin die ewigen Gelübde ablegt und so Braut Christi wird. Einen Kranz aus weißen Rosen auf dem schwarzen Schleier, sitzt sie mit entrücktem Lächeln unter ihrer Verwandten.
Mit einem altertümlichen eisernen Schlüssel öffnet die Oberin, begleitet von einer weiteren Schwester, das Seitenportal der Kirche. Es ist ein viereckiger, spätklassizistischer Bau mit Spitzdach und quadratischem Glockenturm. Über dem Hauptportal finder sich eine Statue der heiligen Thekla, die im ersten nachchristlichen Jahrundert lebte und der die Kirche nach ihrer Vollendung im Jahr 1854 zunächst geweiht wurde.
Der Innenraum ist ebenfalls im Stil des Spätklassizismus gestaltet. Die Wände sind weiß verputzt, Pilaster und verzierte Fensterbögen gliedern sie. Allerheiligstes und Chor sind durch eine Zwischenwand vom Kirchenschiff abgetrennt. Die beiden Ordensfrauen haben sich in einer der hölzernen Kirchenbänke niedergelassen und schauen schweigend zum Hauptaltar und zu den rechts und links vor dem Chor stehenden beiden Seitenaltären.
Es ist ein Glücksfall, wenn es gelingt, Zugang zu einer der vielen Dorfkirchen zu erhalten. In aller Regel sind sie verschlossen. Allzuviel ist zerstört und gestohlen worden, als die Kirchentüren tagsüber für die Gläubigen noch geöffnet waren. Weil die Kirchlein von der Pfarrei im nächsten größeren Ort betreut werden, hilft oft nur die Nachfrage nach einem Diakon in der Nachbarschaft. Für die einzige Sonntagsmesse kommt ein Priester aus der Stadt; danach wird die Kirchentür wieder verriegelt.