Wenige Kilometer von Grodno entfernt liegt im kleinen Dorf Swjatsk das spätbarocke Wolowitsch-Anwesen. Es wurde von Giuseppe Sacco (1735-1798) im Jahr 1779 erbaut. Umgeben ist es von einem malerischen, von Wasserläufen und kleinen Teichen durchzogenen Park.
Im Zentralbau befinden sich die Haupttreppe und ein achteckiger Saal, in den durch halbkreisförmige Arkaden mit dem Haupthaus verbundenen Seitenflügeln sind die kleineren Räumlichkeiten untergebracht. Die architektonische Gestaltung ist typisch für die Übergangszeit zwischen Barock und Klassizismus: Die Fassade des Hauptgebäudes ist in einen Haupt- und zwei Seitenrisalite gegliedert, die durch ionische Säulenreliefs vertikal betont werden.
Bemerkenswert sind die Gebäude u.a. deshalb, weil ein großer Teil des Interieurs – Wandverkleidungen, Kamine, Öfen, Türen und deren Einfassungen, Spiegeln, Konsolen, Stuck u.a.m. überwiegend erhalten ist.
Selbst die geradezu leitmotivisch angewandte Trompe-l’œil-Technik ist an vielen Stellen fast unversehrt; Säulen, Wandverkleidungen und Kamine vermitteln den Eindruck, aus Marmor geschaffen zu sein – ein Effekt, der der vollkommenen Beherrschung des illusionistischen Malens geschuldet ist.
Die aufwendigen Arbeiten an der Ausstattung der Räume zogen sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hin.
Zweihundert Jahre später war der Zustand von Haupthaus, Nebengebäuden und Park jedoch beklagenswert. Nachdem das Gebäude in neuerer Zeit zunächst als Erholungsheim für Parteikader und später als Tuberkulose-Isolierstation genutzt worden war, stand es danach jahrelang leer und verfiel zusehends. Die Mauern waren an vielen Stellen infolge defekter oder gänzlich fehlender Regenrinnen feucht, die Fenster verzogen und undicht, Verputz und Stuck an der Außenfassade bröckelten. Der Park war verwildert, wenn auch die einst kunstvoll arrangierten Blickachsen noch zu erahnen waren.
Nachdem Versuche, das Ensemble an private Investoren zu veräußern, fehlgeschlagen waren, wurde es Ende 2009 an ein der weißrussischen Nationalbank gehörendes Sanatorium übergeben.
Seit 2017 laufen die Restaurierungsarbeiten. Neben der grundlegenden Wiederherstellung der Gebäudesubstanz sollen auch die Interieurs der einzelnen Räume originalgetreu wiederhergestellt werden. Ein Teil der Räumlichkeiten soll als Hotel dienen, geplant sind außerdem Stallungen zur Unterbringung von Pferden für touristische Ausritte, eine kleine Brauerei mit angeschlossenem Restaurant und nicht zuletzt die Neuanlage des Parks mitsamt der Teichanlagen und Springbrunnen.
Ein Projekt dieser Größenordnung kann nur in Etappen umgesetzt werden. Investiert werden müssen umgerechnet mehr als 10 Millionen US-Dollar. Immerhin laufen die Baumaßnahmen; der linke Gebäudeflügel mitsamt Galerie ist bereits wiederhergestellt. Dennoch bleibt abzuwarten, mit welchem Erfolg die Maßnahmen umgesetzt werden.