Von sowjetischen Synthesizern, Chemiewerken und einem Feuerwehrmann, der gar keiner ist

Die Tatsache, dass russische Synthesizer der 1970er und 1980er Jahre wegen ihres unnachahmlichen Klanges in der Szene längst gesuchte Raritäten sind, hat sich längst auch in Weißrussland herumgesprochen. Die Suche per Kleinanzeige und Schwarzem Brett ist aussichtslos; bestenfalls über Mundpropaganda kann man an ein solches Gerät kommen.

Aleksej ist Besitzer eines Lel-28. Wir treffen uns im Stadtzentrum Grodnos und fahren auf das Gelände der Düngemittelfabrik Asot (Stickstoff), des größten Arbeitgebers der Stadt.

Wir halten vor der Betriebsfeuerwehr, Aleksej schließt auf. Zwischen den schweren Feuerwehrfahrzeugen schlängeln wir uns bis zu einem Korridor durch, der vor einer Tür mit dem Schild Feuerwehr-Orchester endet. Dahinter: ein Durcheinander von Notenständern, Stühlen, Tischen voller Noten und Regalen mit den Musikinstrumenten der Kapelle. Das Ganze wirkt, als hätten die Musiker eben erst ihre Probe beendet.

„Ich spiele hier Trompete“, erläutert Aleksej. „Um hier spielen zu können, musste ich in die Werksfeuerwehr eintreten, obwohl ich in meinem Leben noch keinen Wasserschlauch in der Hand gehabt habe, außer auf der Datscha.“

Mit ihrer Feuerwehrkapelle sind sie viel unterwegs, spielen auf Veranstaltungen in ganz Weißrussland. Vor allem im Sommer können sie sich vor Terminen und Gastauftritten kaum retten.

Der Synthesizer erweist sich als defekt. Doch die Bekanntschaft mit einem trompetenden Feuerwehrmann, der eigentlich gar keiner ist, macht man schließlich auch nicht jeden Tag.