Kategorie: Natur

Vielblättrige Lupine

Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde 1826 nach England eingeführt. Durch Züchtungen wurde sie in Mitteleuropa als Gartenpflanze populär. Da sie zum Verwildern neigt, ist sie inzwischen die häufigste europäische Lupinenart und wächst an Straßenrändern, Eisenbahndämmen und auf Lichtungen.

Unter weißen Flügeln

In Belarus mit seinen weiten Wiesenlandschaften und Feuchtgebieten ist der Weißstorch noch weit verbreitet. Zwischen Anfang April und Ende August sind die Vögel fester Bestandteil des ländlichen und dörflichen Lebens. Auf Bäumen, Gebäuden und den Holzmasten von Telefonleitungen kann man sie beim Nestbau und bei der Brutpflege beobachten – nicht selten Dutzende von Brutpaaren pro Dorf. Nicht umsonst nannte der Dichter Wladimir Korotkéwitsch (1930–1984) seine Heimat Belarus deshalb „Das Land unter weißen Flügeln“.

Der Weißstorch ist noch immer eine Art inoffizielles Wappentier von Belarus. Er galt als der Hüter der Wohnungen von Perun, dem obersten Gott in der slawischen Mythologie. Da ein Storchenpaar jahrelang zusammenbleibt, fungiert der Vogel im Volksglauben auch als Sinnbild für ein harmonisches Familienleben und – wegen seiner Ankunft nach dem Ende des Winters – als Vorbote des Frühlings. In ein Haus, auf dessen Dach Störche nisten, ziehen Glück und Harmonie ein, Zwietracht und Streit in der Familie enden, die Kinder wachsen gesund auf, und dem Hof wird eine gute Ernte beschieden sein. Das Weiß und Rot von Gefieder, Beinen und Schnabel werden mit der nationalen Farbsymbolik assoziiert. Der südöstlich der Stadt Pinsk und nur 15 Kilometer von der Grenze zur Ukraine gelegene Ort Stolin führt einen Storch im Stadtwappen:

Eine der zahlreichen Sagen aus dem reichen belarussischen Märchenschatz erzählt von der Herkunft des Storchs. Vor urdenklichen Zeiten widersetzte sich ein Mann dem göttlichen Befehl, einen mit „greulichem Getier“ (Schlangen, Fröschen und Insekten) gefüllten Beutel in einen Abgrund zu schleudern. Stattdessen schnürte den Beutel auf, und die darin gefangenen Kreaturen entwischten. Der Mann wurde zur Strafe in einen Storch verwandelt und muss fortan ewig das einsammeln, was er einst aus Ungehorsam und Neugierde freiließ.

Der Nationalpark Braslawer Seen

Der 1995 geschaffene Nationalpark Braslawer Seen besteht aus 30 Seen und umfasst ein Gebiet von etwa 71.500 Hektar. Verbunden durch Flüsse, Bäche und Kanäle, bieten die Gewässer ein einzigartiges Biotop für über 500 Pflanzen- und knapp 190 Vogelarten.

Auch seltene Fischarten haben hier ein Refugium gefunden. Dachs, Luchs, Kranich, Höckerschwan, verschiedene Möwenarten, Bekassine, aber auch Wolf, Wildschwein, Rotwild, Elch und Marder bevölkern das Umland und die ausgedehnten Waldgebiete.

Zugleich spielt der Nationalpark eine wichtige Rolle für den Tourismus des Landes. Der Fremdenverkehr entwickelt sich in Belarus zwar langsam und bietet bei weitem nicht den Komfort und die Angebotsvielfalt anderer Urlaubsländer, doch wer Belarus entdecken möchte und zugleich Erholung sucht, findet im Nationalpark Braslawer Seen einen guten Ausgangspunkt. Das Spektrum der Unterkünfte reicht vom einfachen Campingplatz bis zur komfortablen Unterbringung auf historischen Landgütern. Auch Privatunterkünfte werden immer populärer.

Vor Ort sind Wassersport, Angeln und Wandern entlang der Gewässer und durch die urwüchsigen Wälder beliebte Freizeitaktivitäten.

Der Drywjaty-See – Zentrum des Nationalparks Braslawer Seen

Der Drywjaty-See im Norden von Belarus, an der Grenze zu Litauen gelegen, ist der sechstgrößte See des Landes und zugleich das Zentrum des Nationalparks Braslawer Seen. Er nimmt eine Fläche von gut 44 Quadratkilometern ein, wovon 34 Quadratkilometer zu Litauen und 10 Quadratkilometer zu Belarus gehören.

Der See ist durchschnittlich knapp 7 Meter tief. Gespeist wird er aus mehreren kleinen und mittleren Wasserläufen und versorgt auf die gleiche Weise benachbarte Gewässer.

Bis Ende der 1920-er Jahre war der Drywjaty-See touristisch nicht erschlossen. Das änderte sich ab etwa 1930, als mehrere Yachtclubs entstanden, die sich schnell zu einem der Zentren des gesellschaftlichen Lebens der direkt am See gelegenen Stadt Braslaw entwickelten. Hier traf sich die örtliche Intelligenzija, man flanierte über die weit in den See ragende Brücke und erfreute sich am Anblick der Yachten mit ihren weißen Segeln. Höhepunkt waren die alljährliche abgehaltenen Regatten. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs markierte das Ende dieser kurzen touristisch-sportlichen Blüte.

Erst 2012 wurde der Wassersport auf dem Drywjaty-See in größerem Umfang wieder aufgenommen. Entscheidend war eine Vereinbarung zwischen dem Kreis Braslaw und der Botschaft der Republik Polen in Belarus, die die Eröffnung einer Segelschule vorsah. Dieses Projekt, das auch die Förderung anderer Wassersportarten einschloss, wurde aus einem polnischen Entwicklungs- und Kooperationsfonds finanziert. Partner auf belarussischer Seite war der Rotary-Club Minsk City. Seit 2017 wird wieder in steigendem Maße Wassersport auf dem Drywjaty-See betrieben.

Die Landwirtschaft: ein bedeutender Wirtschaftsfaktor Weißrusslands

Die Landwirtschaft ist in Weißrussland einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Das Land steht bei der Produktion von Getreide, Preiselbeeren und Flachs (als Basis für Leinengewebe) weltweit auf den vorderen Plätzen. Zudem spielen Ackerbau und Viehzucht weiterhin eine für die Selbstversorgung der Bevölkerung nicht wegzudenkende Rolle .

Gut 40 Prozent der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Bei den Betriebsformen überwiegen die landwirtschaftlichen Großbetriebe; ihr Anteil ist zwischen 2010 und 2018 um fast 15 Prozent gestiegen. Hervorgegangen aus den früheren Kolchosen und Sowchosen, liegen ihre Schwerpunkte auf dem Getreideanbau und der Viehwirtschaft, hier namentlich der Rinder- und Schweinemast.

Obwohl Weißrussland seinen Bedarf an Fleisch quantitativ selbst decken könnte, muss weiterhin Fleisch importiert werden. Dessen Qualität ist konstanter als das im eigenen Land produzierte, die Kosten sind geringer (was in erster Linie mit der geringeren Produktivität und Effizienz der weißrussischen Viehwirtschaft zu erklären ist), und die Verarbeitung ist leichter, weil das importierte Fleisch tiefgekühlt und in standardisierten Transportverpackungen angeliefert wird.

Die Milchproduktion hat in Weißrussland mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie in anderen europäischen Ländern: mit sinkenden Ankaufspreisen bei gleichzeitiger Steigerung der Futterpreise; hinzu kommen aber Rentabilitätsdefizite sowie die geringere jährliche Milchleistung der in Weißrussland gehaltenen Kühe. Aus diesem Grunde muss das Land auch Milch und Milchprodukte importieren.

Die Anzahl der nebenwirtschaftlich genutzten Höfe, die in erster Linie zur Sicherung der eigenen Lebensmittelversorgung dienen, ist zwischen 2010 und 2018 etwa in dem Maße gesunken, wie der Anteil der Großbetriebe zugenommen hat. Die Nebenwirtschaften produzieren vor allem Gemüse und beliefern den inländischen Markt mit 80 Prozent der Kartoffeln und 68 Prozent des Gemüses. Auch Kleinvieh (z.B. Ziegen, Schafe) und Pferde hält die Bevölkerung in viel größerem Maße als die Großunternehmen.

Die nebenwirtschaftlich geführten Höfe arbeiten für den Eigenbedarf und bieten ihre Produkte auf den lokalen und regionalen Märkten an. Dabei kommt ihnen zugute, dass Futter, Dünger, Treibstoff, Ersatzteile für Maschinen und Geräte günstig oder kostenfrei über die Großbetriebe beschafft bzw. genutzt werden können.

Marginal ist die Anzahl der privaten Kleinbauern, die die Landwirtschaft hauptberuflich betreiben.

Das Klima in Weißrussland bietet beste Bedingungen für den Getreideanbau. Vor allem Weizen, Gerste, Roggen, Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen) und Mais werden kultiviert.

Der Agrarhandel zwischen Weißrussland und der Europäischen Union spielt, bezogen auf den gesamten Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen des Landes (etwa mit Russland), keine große Rolle. Belarus exportiert in erster Linie Rohstoffe wie Salz, Zucker und Pflanzenöl nach Westeuropa und importiert von dort Milchprodukte, Teig- und Backwaren.

Energiepflanzen werden kaum angebaut, und auch der Anteil ökologisch erzeugter Produkte ist gering.